Rezension

You Say Party! We Say Die!

XXXX


Highlights: Laura Palmer's Prom // There Is XXXX (Within My Heart)
Genre: Dance-Punk // Indie-Pop
Sounds Like: Yeah Yeah Yeahs // ¡Forward, Russia! // Sky Larkin

VÖ: 18.06.2010

Als You Say Party! We Say Die! 2007 ihr Album "Lose All Time" veröffentlichten, schrieb ich völlig unbedacht "Nach einer Fete mit der Musik von YSP!WSD! kann man frohen Mutes sterben", bloß um ein paar Zeilen dem interessanten Bandnamen der Kanadier zu widmen. Die Tragik, die dieser Name im April 2010 erlangen sollte, als Schlagzeuger Devon Clifford nach einem Konzert zusammenbrach und zwei Tage später im Krankenhaus an den Folgen eines Hirnschlags starb, konnte keiner ahnen. Als Ehrerbietung an Clifford strich die Band das We Say Die! nach der Veröffentlichung von "XXXX" aus ihrem Namen. Es ist das letzte gemeinsame Werk mit Clifford und der jüngst ausgestiegenen Keyboarderin Krista Loewen.

Die Melodien auf "XXXX" sind geprägt von einer Art Stop-and-Go-Charakter. Sie beginnen langsam, nehmen immer mehr Fahrt auf. Sie rasen vorbei und bremsen plötzlich abrupt ab. Sie scheinen einen Moment still zu stehen, fast wie in Zeitlupe, bevor sie wieder beschleunigen. Diese Abwechslung ist faszinierend und anstrengend zugleich. Insgesamt.

In manchen Momenten ist diese treibende Stimmung wie bei "Lonely's Lunch" oder "Cosmic Wanship Avengers" der beste Kick, um in die Nacht zu starten, zum nächsten Büdchen, Bier auf und weiter. Irgendwohin. Im nächsten Moment ist es anstrengend. Besonders, wenn der Morgen graut, das letzte Bier das berühmte Bier zuviel war und ruhige Töne angebracht wären. Bloß, dass die Nacht hier keine Stunden, sondern nur knapp 40 Minuten dauert.

40 Minuten für zehn Songs und schon der erste klärt auf: Die vier X im Albumtitel vertuschen keinen berühmten F-Fluch, sie verschleiern schlicht und einfach das Wörtchen LOVE. Gesungen wird das natürlich, wer kann schon vier X in Folge vernünftig artikulieren. "There Is XXXX (Within My Heart)" ist dann auch gleich der zweitschönste Titel der Platte, der mit der Zeile when the morning comes beginnt und sich trotzdem nach einem Abhetzen durch die neonlichterhellte Großstadtnacht anhört. Immerhin, trotz der Tristesse des Lebens kommt ein Vögelchen angeflogen, setzt sich ins Herz und Becky Nincovic kann nicht anders, als "There is Love! Love! Love!" zu schreien.

Getoppt wird der Song nur von "Laura Palmer's Prom", bei dem nicht nur die Twin-Peaks-Fans mit den Hufen scharren sollten. Wunderschöne und überhaupt nicht aufdringliche Synthie-Sounds begleiten das vielleicht innigste Lied des Albums. I wrap my arms around you und pull you to my chest / ... / My heart needs a love dance heißt es und irgendwie entsteht dabei das Gefühl, in den Arm genommen zu werden und mitzutanzen, selbst auf der Fahrt ins Büro in der schaukelnden U-Bahn mit finster und müde dreinblickenden Menschen im Sitz gegenüber.

Insgesamt fehlt aber ein bisschen die Abwechslung. Nicht die innerhalb der Songs, sondern die auf der Platte. "XXXX" ist etwas eintönig geraten, was, positiv betrachtet, zumindest dazu führt, dass die entfaltete Stimmung nicht ruiniert wird. Außer eben, die Musik beginnt anstrengend zu werden. Trotzdem gibt es derzeit keine bessere Alternative auf Fahrten mit den Subways, Metros und U-Bahnen der Welt, aber spätestens wieder, wenn You Say Party mit ihrer nächsten Platte auftauchen. Wann auch immer das sein wird, nach den tragischen Ereignissen im Frühjahr 2010.

Martin Korbach

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