Der Bandname erinnert ja ein bisschen an die Teenie-Splatter-Filme der späten 90er wie Scream. Feiern. Sterben. You Say Party! We Say Die! Nach einer Fete mit der Musik von YSP!WSD! kann man frohen Mutes sterben. Und erschöpft, denn ruhig geht es hier nur selten zur Sache. Warum auch? Gestorben wird auch nicht leise. Zumindest nicht in Scream.

Dance-Punk nennen die fünf Kanadier aus dem kalten Vancouver ihre Musik. Laut, schnell, ekstatisch. Das haben sie uns schon mit ihrem letzten Album "Hit The Floor!" bewiesen. Vor allem die beiden Songs "The Gap (Between The Rich And The Poor)" und "Cold Hands! Hot Bodies!" sind da die besten Beispiele. Anstrengend für die Menschen auf diesem Planeten, die nichts mit der Musik von YSP!WSD! anfangen können. Für alle anderen heißt es: Tanzen! Tanzen! Tanzen! Packt einen der Songs auf euren iPod, stellt auf Repeat und rennt. Rennt so weit ihr könnt. Ihr kommt noch weiter. Das ist EPO im Ohr, sollte man manchem aufgeflogenen Radsportler mal als Tipp geben.

Ist euch die Puste ausgegangen? Kein Problem, hier gibt es neuen Stoff. Und der kommt, abgesehen vom Bandnamen, diesmal fast ganz ohne Ausrufezeichen aus - natürlich nur, was die Liedtitel angeht. Beim Vorgänger waren es noch satte 11. Plus eines im Albumnamen. Auch da gibt es diesmal keines. "Lose All Time" heißt es, das neue Werk. Musikalisch werden diese wilden Satzzeichen weiter gesetzt.

Vor allem - und jetzt kommts - wenn die Band ruhige Töne anschlägt. Ja, auch das geht und zwar gleich zwei Mal. Passenderweise heißt die erste, naja, Ballade ist fast ein bisschen viel gesagt, aber ich nenn sie jetzt einfach mal so, also, die erste Ballade heißt "Monster". Was ist ein Monster? Ungewohnt. Aber spätestens seit Monster AG ja nicht unbedingt furchterregend, sondern auch kuschelig. Und weil das so gut klappt und so schön klingt, gibt es noch das an die Dresden Dolls erinnernde "You're Almost There" und als Rausschmeißer den Song "Quiet World". Schon wieder so ein passender Titel. Irgendwie hat alles, was die Band tut Hand und Fuß, so scheint es.

Um nochmal auf die Ausrufezeichenthematik zurückzukommen. Der beste Song auf "Lose All Time" hat auch als einziger ein eben solches. "Downtown Mayors Goodnight, Alley Kids Rule!" heißt das Stück. Das ist wieder hektisch, unruhig und flackert wie das Neonlicht im Text. YSP!WSD! präsentieren sich auf ihrer zweiten Platte besser, als man es sich erhofft hat. Schöne Melodien, gefolgt von wirren Beats und Samples, dazwischen die wunderbare Singstimme von Becky Ninkovic. Sex, Drugs and Lost All Time! Jetzt schon ein Klassiker.

Martin Korbach

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