Rezension

Yeasayer

Odd Blood


Highlights: The Children // Love Me Girl // Rome // Mondegreen
Genre: Synth-Pop
Sounds Like: Animal Collective // MGMT // Wild Beasts // Talking Heads // Memory Tapes

VÖ: 05.02.2010

Gut zwei Jahre ist es her, dass ich vor identischem Monitor anfing, eine Rezension zu „All Hour Cymbals“, dem Debüt der vier New Yorker namens Yeasayer, zu verfassen. Das Wetter dürfte ähnlich (unpassend) gewesen sein und auch das Albumcover scheint ein konsequentes Konzept weiterzuführen – definitiv anders: der Bekanntheitsgrad der Band. Durch einige, stets überzeugende Liveauftritte wuchs die Spannung auf eine neue Veröffentlichung vielerorts ins Unermessliche, was sich erfahrungsgemäß auch auf die Musik einer Gruppe auswirkt.

Möglichkeit 01: Die Band zerbricht am Druck und so dauert es meist eine Ewigkeit, bis ein aus Vertragsgründen erzwungenes neues Album erscheint, das in Folge Kritiker wie Fans in ein kollektives breites Gähnen versetzt. Ich denke, Beispiele sind zuhauf bekannt. Möglichkeit 02: Frei dem Motto „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ wird der Nachfolger mit exakt den gleichen Mitteln wie das Durchbruchswerk gefertigt (Maximo-Park-Prinzip). Jeder ist zufrieden und nach ein paar Monaten ist alles wieder vergessen. Möglichkeit 03: Der Stilwechsel, auch Radiohead-Prinzip – der Künstler beziehungsweise die Band sieht ein, dass die Weiterführung des alten Stils nur zu Enttäuschung führen kann und beschließt die totale Veränderung, wobei auch das nach hinten losgehen kann.

In diesem Fall wurde sich eindeutig für Möglichkeit 03 entschieden: Wo früher weltliches Getrommel zu mystischen Gesängen erklang, sind heute Synthesizer aller Art bis hin zu RnB-Klängen („Love Me Girl“) zu hören. Ohrwürmer wie „Ambling Alp“ hätten dabei durchaus Potential, demnächst in Handywerbungen zu laufen. Doch neben dem quälend schleppenden Höhepunkt „The Children“ gleich zu Beginn, sind es vor allem die Titel „Rome“ und „Mondegreen“, die mit ihrem hohen Tempo und Orginal-Talking-Heads-80s-Feeling überzeugen. Im ersten Moment klingt das alles schön und gut, das Störende an „Odd Blood“ ist nur, dass man in fast jeder der 40 Minuten Spielzeit spürt, wieviel Überlegung und Kalkulation in allen Stücken steckt. Es sollte hörbar das perfekte Album werden, ein Anspruch, an dem es letztenendes gescheitert ist.

Paul Weinreich

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