Rezension

Wintersleep

Hello Hum


Highlights: Nothing Is Anything (Without You) // Hum
Genre: Poprock // Indie
Sounds Like: Razorlight // Death Cab For Cutie

VÖ: 21.09.2012

Sympathisch sind sie ja schon, die vier Kanadier. Vor allem live steigt Sänger Paul Murphy mit seinen stets unbeholfenen Tanzbewegungen ganz vorne ein auf der Putzigkeitsskala. Hilft aber natürlich nichts, das letzte Album „New Inheritors“, der Folgelongplayer nach dem maßstabsetzenden „Welcome To The Night Sky“, wurde dennoch nicht mit ganz so offenen Armen empfangen. Umso mehr Ohren dürfen sich nun also auf die neue Platte richten: „Hello um“ ist da – und klingt pastellfarben.

Folgt man der Packungsaufschrift, soll mit dieser Platte Summen begrüßt werden, allerdings wird hier eingangs eher ein fetter Synthiebogen gespannt, der sukzessive an Melodie aufnimmt, es wird ein bisschen dramatisch, mit Mehrstimmigkeiten gespielt, mit der Elektronik geflirtet, sich aber dennoch durchweg an kleinkarierter Einfachheit festgehalten. Genau dieses Muster begegnet auf der gesamten Scheibe, die die wahrscheinlich eingängigste von Wintersleep sein dürfte.

Gabs von den Jungs vormals noch düsteren Pop auf die Ohren, beehren sie uns nun mit seichten „Aaaahhhaas“ und „Oohhohs“ („In Came The Flood“), einfachen Riffs und Akkordabfolgen und aufgeräumten Rhythmen. Pumpende E-Gitarren und entrückte Stimmen kommen mit „Unzipper“, honigzähe Langatmigkeit begegnet bei „Someone, Somewhere“ und mit „Smoke“ kommt das Album in weitflächig angelegter Empfindsamkeit zu einem Ende. Abwechslungsreichtum ist da, getunkt ist der ganze Firlefanz dennoch in rosa Weichspüler mit Kuschelteddy auf dem Etikett.

Dennoch bleiben Wintersleep immer noch Wintersleep, positionieren sich nun nur eben ein bisschen mehr Richtung Razorlight als, wie bisher, bei Death Cab For Cutie. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden, sich vielleicht in einer melancholischen Minute nach den alten Sachen der Band sehnen und in beschwingten Momenten wiederum gerne zu „Hello Hum“ greifen, wie auch immer. Das Entscheidende jedoch ist, dass Wintersleep partout nicht an die Großtaten ihres vorletzten Werks heranreichen, genausowenig, wie sie dies mit „New Inheritors“ geschafft haben. Komplexitäten und Raffinessen, unter die Haut Gehendes und wundervoll Verklärtes nämlich ist allerhöchstens im Ansatz zu finden. Im Ganzen ist „Hello Hum“ schon eine ordentliche Scheibe, das gewisse Etwas, der letzte Kick, das kleine Bisschen am Ende der Geschichte fehlt aber, und hinterlässt den Eindruck, dass da eigentlich noch mehr gehen würde.

Silvia Silko

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"Resuscitate" von Wintersleep
"In Came The Flood" von Wintersleep

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