Rezension

Wanda

Niente


Highlights: Weiter, Weiter // Columbo // 0043
Genre: Austro-Pop
Sounds Like: Rainhard Fendrich // Falco // Der Nino Aus Wien

VÖ: 06.10.2017

Nach „Amore“ und „Bussi“ nun also „Niente“. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das dritte Album in drei Jahren ist mehr als nichts geworden. Wanda haben konsequent ihren Sound verändert, der auf dem Vorgänger so ein wenig Abnutzungserscheinungen erkennen ließ. War die Band schon immer im Pop verankert, hört man dies nun zum ersten Mal auch klanglich so richtig heraus. Synthies und Keyboard dominieren jetzt, dazu wurden die Riffs weitestgehend von Gitarren-Pickings abgelöst. Es ist die einzig logische Weiterentwicklung für Wanda.

Und in den besten Momenten klappt das auch wunderbar: Gerade der Beginn von „Niente“ trumpft in dieser Hinsicht sogar richtig auf. „Weiter, Weiter“ ist eine Hymne, wie sie nur Wanda zustande bringt, „Columbo“ der wahrscheinlich beste Popsong der Band bisher und „0043“ setzt als wehmütige Ballade sogar noch mal eins drauf. Leider geht es so hochklassig nicht durchgängig weiter.

Das liegt zum einen an dem etwas schlampigen Songwriting. Einen so öden Refrain wie in „Lieb Sein“ hätten sich Wanda vor ein paar Jahren noch nicht getraut. Es ist auch erstaunlich, dass eine ganze Reihe an Songs nicht mal über drei Minuten Spielzeit kommt. Teilweise wirkt es fast so, als hätten die Ideen nicht ganz ausgereicht für mehr. Das ist aber Interpretationssache. Schwerer wiegt, dass Wanda textlich nicht mehr auf dem Niveau ihrer Anfangszeit sind. Neben dem gewohnten Textstellenrecycling kommen dieses Mal richtige Aussetzer wie diese dazu: „Sommer wird vorbei sein bald / Es wird wieder früher kalt“ („Schottenring“). Also bitte! Von einer Band, die auf ihrem Debüt mit verdammt gekonnten lyrischen Kniffen überzeugen konnte, muss man einfach mehr erwarten.

Musikalisch hat „Niente“ aber Einiges zu bieten. Wanda probieren sehr viel aus und sorgen dafür, dass nie der Eindruck eines Gleichklangs entsteht. Album Nummer Drei ist das wahrscheinlich abwechslungsreichste Werk des Quintetts. Mit der Chanson-Nummer „Ein Letztes Wienerlied“ experimentiert man sogar erstmals komplett außerhalb der eigenen Komfortzone. Keine Frage, Wanda sind immer noch relevant und nach wie vor eine der eigenständigsten deutschsprachigen Bands. Und doch wünscht man sich, die Österreicher würden sich in Zukunft ein wenig mehr Zeit beim Musikschreiben lassen. Mit Leichtigkeit die Songs aus dem Hemdsärmel schütteln ist nämlich nicht mehr.

Benjamin Köhler

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