Rezension
Wakey! Wakey!
Almost Everything I Wished I'd Said...
Highlights: Almost Everything // The Oh Song // Got It Wrong // Brooklyn (Bonus Track)
Genre: Powerpop
Sounds Like: Panic At The Disco // Keane // Frightened Rabbit // The All-American Rejects
VÖ: 15.07.2011
Wenn bei Bands, ähnlich wie oft bei Menschen, der allererste Eindruck eine Rolle dabei spielt, ob man jemanden sofort ins Herz schließt oder nicht – dann müssten Wakey! Wakey! ein ziemliches Problem haben. So mag wohl so mancher diesen Bandnamen zum ersten Mal in Verbindung mit der Information gelesen haben, dass die Bostoner niemand anderen als Schleimbacke James Blunt auf seiner Deutschlandtour durch Losheim, Dresden, Braunschweig und Cloppenburg als Support dienen würden – was jedoch auch die Frage aufwerfen könnte, ob es schlechter für die Street Cred ist, mit James Blunt oder in Cloppenburg aufzutreten.
Wenn man jedoch den zweiten und dritten Eindruck abwartet, dann mag das Ergebnis für manche nicht großartig anders aussehen, sondern eher erklären, weswegen Wakey! Wakey! ihre Songs seit einigen Jahren in einer Serie wie One Tree Hill einschmuggeln dürfen, in der Bandboss Michael Grubbs zudem hin und wieder auch noch den Barkeeper spielt: Auf Textzeilen wie sometimes I wonder how you don't go mad when you're so beautiful („Dance So Good“) oder dem kompletten Inhalt von „Light Outside“ müsste man pausenlos ausrutschen, wenn man sie auf dem Boden ausbreiten würde, und auch musikalisch lässt zumindest Letzteres mit seinen Streichern und seinem Klavier im Vergleich Keane wie eine Bande aus drei Chuck Norrissen wirken.
Aber oft reichen – ähnlich wie auf dem übrigens auch nicht gerade vor Coolness einfrierenden Albumcover – eben nicht nur einzelne Eindrücke, um das ganze Bild beurteilen zu können: So tragen jene eben noch verteufelten Klavier- und Streichereinsätze auf dem tollen Opener zu einem Song bei, den man stellenweise fast noch Frightened Rabbit hätte aufs Album mogeln können, und deren Einsätze auf den (leider nur) Bonustracks „Brooklyn“ und „Take It Like A Man“ zeigen vollkommen, dass Grubbs einst mal klassische Musikausbildung genossen hat.
Und auch ansonsten lässt auf „Almost Everything I Wish I'd Said The Last Time I Saw You“ wieder die unverschämte Theorie aufstellen, dass Powerpop durchaus gefallen kann, wenn nur genug Betonung auf den ersten Wortbestandteil gelegt wird. Der lässig groovende „Oh Song“ und das pianogetragene „Square Pegs, Round Hole“ müssten sich beispielsweise höchstens die allzu große Konzentration auf O-o-o-Gesänge als Kritikpunkt gefallen lassen, die den ersten Hörvorgang prägen. Aber das mit den Ersteindrücken hatten wir ja schon. Mit ihrem Debüt alle aufhorchen lassen, die keine Probleme damit haben, wenn ihre Musik potentiell in Zukunft von der Glee-Cast verwurstet werden könnte, können Wakey! Wakey! dennoch – und mit etwas Glück führt die nächste Tour dann auch an James Blunt vorbei. Und natürlich an Cloppenburg.
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