Rezension
Villagers
{Awayland}
Highlights: Earthly Pleasure // The Waves // Nothing Arrived
Genre: Folk
Sounds Like: Patrick Watson // Damien Rice // Stornoway
VÖ: 11.01.2013
Um das ihm verhasste Wort „postmodern“ zu umgehen: Conor O'Brien war zumindest der selbstreflexivste Songwriter der letzten Jahre. Eine Songzeile wie before you take this song as truth you should wonder what I'm taking from you ist mittlerweile Allgemeingut, der Fakt, dass jede Geschichte immer nur eine mögliche Version der Wahrheit darstellt, hat auch kaum jemand so verinnerlicht wie er. Letztere Tatsache ist eigentlich schade, bedenkt man, wie schön man O'Briens glasklar vorgetragenen Geschichten stets zuhören konnte – und zumindest an diesem Umstand ändert sich auf „{Awayland}“ nichts.
Man nehme in etwa „Grateful Song“, das – ebenso selbstreflexiv – von sich behauptet, zumindest aus Gewohnheit zur Hälfte geschrieben worden zu sein und daher in seiner Mischung aus Schüchternheit und Orchestralität auch noch recht deutlich an das Debüt „Becoming A Jackal“ erinnert. Dass O'Brien in solchen Stücken mittlerweile eine gewisse Expertise erreicht hat, sieht dieser auch als Grund für die vielen Richtungen, in die „{Awayland]“ sich vorwagt – die funkigen Basssequenzen aus „Passing A Message“, das so simpel gestrickte wie bitterschöne „Nothing Arrived“ oder das mit allerhand Synthesizern aufgepeppte „The Waves“, das auch das Highlight des Albums bildet: Was wie eine etwas dunklere Postal-Service-Reminiszenz beginnt, hakt hier alle Kriterien des spannenden Songaufbaus ab und ähnelt gen Ende immer mehr einer musikalischen Bombenwarnung – inklusive Detonation.
Und doch scheint es schließlich die Hausmannskost des Songwritings zu sein, die O'Brien immer wieder zu sich lockt: So mag man „My Lighthouse“ und „In A Newfound Land You Are Free“ als nur aus Gesang und sehr spärlicher, akustischer Instrumentierung bestehende Rahmung des Albums verstehen, die als solche jedoch weder als spannende Hinführung noch gelungene Klimax ganz gelungen sind. Der eigentliche Abschluss „Rhythm Composer“ wäre in dieser Auffassung die Zugabe des selbstreflexiven Songwriters, der sich wieder einmal um das Verhältnis von Künstler und Kunstwerk Gedanken macht: You're a rhythm composer, but in actuality only the rhythm composes you. Oder wäre hier doch noch eine Metapher zu suchen? Liegt die Wahrheit doch wieder ganz woanders? Lieber Conor: Sorry, aber um den Stempel mit der Postmoderne kommst du kaum noch herum.
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