Rezension

Twin Shadow

Forget


Highlights: Slow // When We're Dancing // Castles In The Snow
Genre: Synthie-Pop // 80's
Sounds Like: Miike Snow // Hot Chip // The Whitest Boy Alive

VÖ: 12.11.2010

Meine Güte, dieses Brooklyn. Schmelztiegel der großartigen Musik. Was hat es uns dieses Jahr nicht schon alles an Großartigem beschert: Zum Beispiel die neue von The National, um nur ein Meisterwerk zu nennen. Und nun, da sich das Jahr dem Ende zuneigt, schleicht sich plötzlich aus dem Hinterhalt, auf einem flauschigen Teppich, behutsam und doch bestimmt, "Forget", das Debütalbum von Twin Shadow, ins Gehör.

Twin Shadow, dahinter steckt George Lewis Jr., welcher, in der dominikanischen Republik geboren, seine Jugend in Florida verbrachte, um dann nach Brooklyn zu gehen. Dort hat er über viele Monate hinweg an "Forget" gebastelt – und das hört man auch: Die Platte beinhaltet 80's-Synthie-Pop in seiner wunderbaren Reinform, nimmt den Hörer von Anfang bis Ende mit auf eine wundersame Reise, bis er sich nach dem finalen Song, dem Titelsong "Forget", wundert, warum seine Füße noch Bodenhaftung haben, meinte er doch, die letzten knapp vierzig Minuten zu schweben.

"Forget" ist ein einziger, wattebauschiger Rausch, ein famoser Wachtraum, und so passt es auch, dass Lewis Jr. selbst seinen Sound als "bedroom music" bezeichnet. Was auch immer im Kopf dieses Mannes vorgeht, das Ergebnis ist großartig, reflektiert eine komplette Ära in einer Dreiviertelstunde des Jahres 2010: Ein Song wie "Snow" wäre auf nahezu jedem Best-Of der achtziger Jahre vertreten – zum Glück ist er das nicht, denn so können wir diesen Spaß heute noch live erleben.

Schwierig erscheint es, einem Album, das eine solch einlullende Gesamtheit auszeichnet, Highlights zu entnehmen – jeder Song hat seinen Platz genau an der richtigen Stelle gefunden. Am Anfang steht das langsam Fahrt aufnehmende "Tyrant Destroyed", ein intensiver Beginn des Feuerwerks an vorsichtig dahinwummernden Beats, Synthieteppichen unter weicher Stimme, die mitunter an die des Hot-Chip-Sängers Alexis Taylor erinnert. Im Folgenden gibt es wunderbar verträumte Tanznummern wie "When We're Dancing", ein irres Gitarrensolo in "For Now" – allen voran aber das absolut grandiose "Slow", ein Popsong, wie er besser, reiner und schöner kaum sein könnte.

Diese Platte ist definitiv mehr als nur der nächste große Hype – und wenn sie einer ist, dann nicht ohne Grund. Es ist clevere, abstrakte, von Hördurchgang zu Hördurchgang wachsende Musik, die vorallem eines ist: Wunderschön, und wunderschön tanzbar. Denn wer zu Twin Shadow stillhalten kann, dem ist fast nicht mehr zu helfen.

Daniel Waldhuber

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!