Rezension

The Temper Trap

Conditions


Highlights: Love Lost // Down River // The Science Of Fear
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: U2 // Coldplay // Dredg // Bloc Party

VÖ: 07.08.2009

Im Falle von The Temper Trap würde bereits der Umstand, dass sie aus dem Land der Kängurus und Koalabären stammen und nicht gerade Surfer-Musik der Marke Jack Johnson aufs Band bringen, ausreichen, um die Hypemaschine in Gang zu bringen. Dass das Teil natürlich abgeht wie ein Rammler beim Geschlechtsakt, wenn plötzlich Jim Abiss als Produzent ins Spiel kommt, ist keine Offenbarung. Auf das glückliche Händchen des Mannes ist halt Verlass, saß er doch bereits bei den stets von durchschlagendem Erfolg gekrönten Debüts von The Whip, Editors und Arctic Monkeys an den Reglern.

Die dreht er akribisch wie kein zweiter, „Conditions“ klingt je nach Situation turmhoch, großflächig oder auch mal bassig groovend. Abbiss ist das Kunststück gelungen, dieser zweifelsfrei nicht problemlos aufzunehmenden Band den maßgeschneiderten Klangkosmos zu spinnen. Stets kreist darin diese hauchende Stimme, deren Tonumfang dort beginnt, wo andere schon am Ende sind und die nicht selten an Coldplays Chris Martin erinnert. Kristalline Akkorde und große Momente gibt’s obendrein zu Hauf, dem düsteren Cover zum Trotz umspült „Conditions“ ein Bach aus wärmenden Licht. Und der zerfließt erst im programmatisch betitelten Finale „Drum Song“ in klirrende Gitarrenechos und lässt der Abwechslung sei Dank den Gesang einmal außen vor.

Nur ist die Stimmigkeit dieser Platte ihr sprichwörtliches zweischneidiges Schwert. Selbst wer dem Hype kompromisslos hörig ist, wird zugeben müssen, dass im Besonderen die Songs der zweiten Hälfte des Albums im Nachhinein nur schwer zu unterscheiden sind. Und die allseits hochgelobte Single „Sweet Disposition“ ist eigentlich nur überraschend lahm und fade – als wäre auf der Suche nach Vanillepudding aus Versehen Naturquark auf dem Löffel gelandet. Gelungener gerät da das clever zur Halbzeit der Platte einlaufende „Soldier On“, welches sich in seinen knapp sechs Minuten geduldig aus seinem Kokon schält und schließlich sein gleißendes Inneres offenbart.

Zu Gute halten darf man The Temper Trap, dass sie mit nur wenigen Referenzen auskommen – das gewisse Quäntchen Eigenständigkeit wäre damit abgehakt. Fraglich nur, ob sie sich mit ihrem atmosphärisch angelegten Sound in die Reihe der von Abbiss produzierten Erfolgsbands einreihen können. Denn die sind – siehe oben – alle hervorragend tanzbar. „Conditions“ lässt sich dazu nur manchmal gebrauchen. Wenn sie auch so der heiße Scheiß von morgen werden, macht man Jim Abbiss wohl bald zum Premierminister.

Gordon Barnard

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