Rezension

The Soundtrack Of Our Lives

Communion


Highlights: Babylon // Second Life Replay // Without Warning
Genre: Alternative Indie-Pop-Rock
Sounds Like: Foo Fighters // Black Rebel Motorcycle Club // Bad Cash Quartet // Union Carbide Productions

VÖ: 24.04.2009

The Soundtrack Of Our Lives? Jetzt erst im Plattenteller? Wird sich vielleicht der ein oder andere Fan oder Musikinteressierte fragen. In der Tat, es ist schon einige Zeit vergangen, seit das neue Album auf dem deutschen Markt erschien. Das war nämlich bereits Ende April.

Es gibt Dinge, die erledigt man sofort, weil man sich sehr darauf freut und weil man gut damit umgehen kann. Dann gibt es aber auch Dinge, die man eine Ewigkeit vor sich her schiebt. Weil man sich irgendwie nicht darauf einlassen möchte… solch ein Ding, auf das man sich nicht einlassen kann, war für die Rezensentin „Communion“, das aktuelle T.S.O.O.L.-Album. Mögliche Gründe mögen sein das die CD aussieht wie ein gratis Sampler aus der Apotheke und dass sie Assoziationen mit dem Wellness-Hype, der Wunderheilpflanze Aloe Vera oder wahlweise auch den Zeugen Jehovas auslöst. Die Erklärung für diese Reaktion springt einem direkt ins Auge, wenn man sich das Cover-Bild mal anschaut: Ein älteres, aber auf jeden Fall agiles Paar grinst wie nach einer Gehirnwäsche mit seinen weiß glänzenden Dritten den Betrachter an. Natürlich ist nicht anzunehmen, dass T.S.O.O.L. persönlich das Cover schön und ästhetisch finden. Vielmehr möchten sie dem schmierigen Teil der Bevölkerung einen kritischen Spiegel entgegen halten.

Aber vielleicht sind sie mit ein bisschen zu viel Ironie und Witz an die Sache rangegangen... Womit man bei der Überlegung angelangt wäre wie wichtig das Cover-Artwork für die dahinter steckende Musik ist, und wie sehr es die Kaufentscheidung beeinflusst. Vielleicht ist es in diesem Fall doch besser auf einen bezahlten Download zurück zu greifen, bei dem man nicht von irgendwelchen Äußerlichkeiten abgelenkt wird, sondern sich einfach auf die Musik konzentrieren kann.

Ja, die Musik! Es sollte ja hier viel eher darum gehen, was zu hören ist, und nicht darum, was es zu sehen gibt! Und was gibt es auf „Communion“, dem mittlerweile sechsten Album der Schweden zu hören? Auf jeden Fall viel, denn es ist ein Doppelalbum mit sage und schreibe 24 Songs geworden. Die sind zudem noch gerne mal fünf oder sechs Minuten lang. So bieten The Soundtrack Of Our Lives also tatsächlich einen Soundtrack für unser Leben: Für jede Stunde des Tages einen Song. So wie ein Tag viele Tief- und Hochpunkte haben kann, gehen aber auch auf „Communion“ Glanzstücke und Schwachpunkte Hand in Hand. Den Einstieg macht „Babel On“, ein eindeutiges Glanzstück, das mit einem sich mächtig aufbauenden Intro den Hörer in seinen Bann zieht. „Universal Stalker“ bezirzt mit sanften Hippie-Melodien, „The Ego Delusion“ plätschert so vor sich hin. „RA 88“ wird nach einiger Zeit sogar nervig, so dass man dazu geneigt ist, einfach zum nächsten Song zu switchen.

„Second Life Replay“ dagegen ist das wahrscheinlich schönste Lied des Doppel-Albums. Was ruhig beginnt, versteht gegen Ende doch noch mit der gewaltigen T.S.O.O.L.-Power den Geist wach zu rütteln. „Fly“ setzt auf ein ähnliches Konzept und fährt damit auch beinahe genauso gut. „Thrill Me“ hingegen ist ein anstrengender Power-Pop-Song, der zu häufig eintönige Strukturen wiederholt. Auch wenn es auf CD 1 häufig scheppert und rockt können sich T.S.O.O.L. dennoch eher durch die ruhigeren Songs profilieren. Die erinnern immer wieder an leisere Stücke der Foo Fighters. CD 2 setzt dann eine ganze Zeit lang nur noch auf andächtigere Töne. An Qualität mangelt ihnen dabei garantiert nichts. Aber vielleicht ein wenig an Innovation und Überraschungseffekten. Schöne Momente gibt’s aber mit „Everything Beautiful Must Die“, das nach einem Country-Gospel-Chor mit Morrissey-Melancholie klingt, “Flipside” mit fröhlichem Akustik-Gitarren-Sonnenschein-Indie-Pop und „Without Warning“, mit Elvis Costello-Romantik am Klavier.

Fakt ist, dass man schon alleine wegen der langen Spieldauer viel Zeit für diese Musik haben muss. Für diejenigen, denen es dann auch nach mehrmaligem Hören nicht so recht viel her gibt, gehen T.S.O.O.L. zum Glück auch noch auf Tour. Da kann man sich dann von ihren wahren Qualitäten überzeugen. Nicht auf Platte gebannt, sondern mit voller Energie auf der Bühne überzeugen sie nämlich erst richtig.

Marlena Julia Dorniak

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