Rezension
The Rumour Said Fire
The Arrogant
Highlights: Sanctuary // The Arrogant // She // The Balcony // My Dark Skin
Genre: Folk-Pop // Indi-Pop // Singer-/ Songwriter
Sounds Like: Søren Huss // The William Blakes
VÖ: 20.07.2012
Was tun, wenn einem aufgrund eines Musikstücks plötzlich die Worte fehlen? Und das nicht, weil der Song so grauenvoll ist, sondern weil er es vermag, knapp vier Minuten lang die Gehörgänge restlos zu befriedigen? So zuckersüß, sehnsuchtsvoll und naiv klingt „The Balcony“, ein Stück, das Erwähnung finden muss, weil es einfach tatsächlich DER Übersong dieser Band ist – das kann man drehen und wenden, wie man will! Und genau aus diesem Grund hat es besagtes Liedchen nicht nur aufs 2010er Debüt „The Life And Death Of A Male Body“ geschafft, sondern krönt in aufpolierter Version auch das zweite Album „The Arrogant“ als Bonustrack.
Die Gesamtleistung einer Band an nur einem Song festzumachen, ist natürlich möglich, aber schade – vor allem bei einem Langspieler wie „The Arrogant“, das sich einem unbeschreiblich schön ums Herz legt. Dabei tun The Rumour Said Fire gar nicht viel, um dies zu erreichen. Sie bleiben bei ihrer soliden Instrumentierung aus Bass, Gitarre und Schlagzeug; mal erklingt dazu eine beschwingte Mundharmonika, mal wird geflötet, alles in allem bleibt es aber ähnlich karg gesät wie in Farsø, dem dänischen Heimatort Lidangs, Vokalist, Songschreiber und Gründer der Band. Er selbst wertet seine Kindheit in der Pampa als positiv, schätzt er doch vor allem Ruhe und Großflächigkeit. Genau dies transportiert die Musik von The Rumour Said Fire: unaufgeregt Platz schaffend, einsam und bescheiden, klangvoll und trotzdem einfach strukturiert.
Sich stark dem Folk-Pop zuwendend, arbeiten Lidang, Lilholt, Rindorf und Nissen mit Mehrstimmigkeiten, Rhythmik, bauen kleine Klangwelten und hüpfen leichtfüßig zwischen Melodie und Poetik. Vom Eröffnungssong bis zu erwähntem „The Balcony“ zeigt das Album wenige Schwachstellen, baut sich immer weiter auf und vor allem Songs wie „Sanctuary“, „She“ oder „The Arrogant“ entpuppen sich irgendwann als kleine, funkelnde Schmuckstücke.
Was am Ende dann aber trotz aller Verspieltheit und jeglichem Wohlklang zu fragen bleibt, ist Folgendes: Warum vergreift sich Lidang bei „By The Shore“ scheinbar ein wenig zu sehr an der Mittelalter-Trickkiste? Und: Hätte The Rumour Said Fire mit einem anderen Produzenten als Aske Zidore, mit einem besseren Mischverhältnis, erreicht, dass Lidangs und Lilholts Stimmen konturierter, weniger verwässert ihren Weg durch das Album finden?
Fragen, die vorerst im Raum stehen bleiben. Um aber wenigstens die anfangs getane Überlegung zu beantworten: Einfach die Klappe halten, die Augen schließen, den Finger vom Resetbutton nehmen und sich von „The Arrogant“ mitnehmen lassen. Es lohnt sich!
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