Rezension

The Mars Volta

Noctourniquet


Highlights: In Absentia // Dyslexicon // The Whip Hand
Genre: Progrock
Sounds Like: At The Drive In // Dredg // King Crimson

VÖ: 23.03.2012

Wenn man Bands mit einem Wort beschreiben müsste, gäbe es wohl kein passenderes Paar als The Mars Volta und „hyperaktiv“, was sowohl auf Veröffentlichungspolitik der beiden Hauptmitglieder Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez als auch Stil der mittlerweile Hauptband gewordenen Mars Volta zutrifft. Daran ändert auch das mittlerweile sechste Studioalbum „Noctourniquet“ nichts. Quasi alles beim alten und dennoch wie immer – viel zu entdecken.

Bevor es in das sowieso Unmögliche geht – ein Mars-Volta-Album im Detail zu zerpflücken –, zunächst der Grobschnitt: „Nocturniquet“ beginnt mit recht schnellen, „typischen“ Nummern. Der Rahmen früherer Stücke, die zwanzig Minuten und mehr erreichen konnten, wird nun enger gefasst. Das übliche Lärminferno passiert nun innerhalb von fünf Minuten, wenngleich natürlich das Gesamtalbum immer noch nach einer einzigen Jamsession klingt, die chirurgisch in Einzelteile zerlegt wurde. Im Laufe der Zeit bremst die Band jedoch immer mehr ab. Der Elan erster Stücke wie „Dyslexicon“ verliert sich mehr und mehr zugunsten eines – soweit für die Band machbaren – ruhigen, balladesken Gesamtbildes, in dessen Mitte sich Cedric Bixler-Zavala befindet.

An dieser Stelle mag auch der Knackpunkt des Albums liegen, denn gerade diejenigen, denen Bixler-Zavalas hoher, bisweilen geschriener Gesang auf die Nerven geht, werden mit "Nocturniquet" nicht glücklich werden. An Stelle von virtuosem, lautem Gefrickel treten Spacerock-inspirierte Keyboardsounds und allein wirkende Gitarrensoli, die sich vielfach im Hintergrund abspielen. So ist „Empty Vessel Make The Loudest Sounds“ nicht weit entfernt von einer durchschnittlichen Dredg-Ballade, als diese noch überdurchschnittlich gut waren. Natürlich vergisst es die Band auch bei aller Ruhe nicht, mehr Ideen zu verbrauchen, als andere Bands in 30 Jahren Geschichte je haben werden. Man ziehe beispielsweise das großartige „In Absentia“ heran, das mit etwas über sieben Minuten längste Stück der Platte: Hallgesteuertes Schlagzeug, Unterwassergesang und entfernte, redundante wah-wah-Effekte geben dem Stück zunächst eine sehr kalte Note, bis nach fünf Minuten Monotonie einer der wohl besten Melodiebögen einsetzt, den die Band je erschaffen hat.

„Noctourniquet“ ist nach wie vor der übliche Flickenteppich, den The Mars Volta bislang auf jedem Album geknüpft haben. Für viele mag die Band schon immer unhörbar gewesen sein, für viele Fans der ersten Stunde mittlerweile auch, da das Reduzieren auf Gesang und einige wenige Instrumente auf Kosten der Dynamik gegangen ist. Diesem Unmut zum Trotz ist es der Band mit „Noct0urniquet“ gelungen, ein weiteres Album auf sehr hohem Niveau abzuliefern.

Klaus Porst

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