Rezension

The Maccabees

Colour It in


Highlights: Latchmere // Tissue Shoulders
Genre: LoFi Postpunk
Sounds Like: The Futureheads // Maximo Park // Good Shoes

VÖ: 03.08.2007

Ich bin mal ganz ehrlich: Die nicht enden wollende Flut von Postpunk-Alben, die auch über drei Jahre nach dem Release des Franz-Ferdinand-Debüts nicht aufhört, über CD-Läden, Radiosender und Festivalbühnen zu schwappen, stellt mich als Rezensent vor ein ganz gewichtiges Problem. Nicht etwa, dass sich, trotz kleinerer Differenzen im Feintuning, mit einigen Ausnahmen eigentlich alles gleich anhört. Das ist zu verschmerzen, solange eine gewisse Grundqualität gewahrt bleibt, und das war die letzten drei Jahre eigentlich immer so.

Das genaue Problem ist folgendes: Genau dieser Sachverhalt - dass seit drei Jahren quasi alles gleich klingt - wurde natürlich schon oft genug in gewohnt ausgezeichneter, origineller Helga-Qualität von meinen Kollegen und Kolleginnen zu Beginn jeder Rezension eines Postpunk-Albums dargelegt. Nun aber fragt man sich, wie man dieses nun - denn die Maccabees wollen rezensiert werden - noch einmal tun soll, ohne dem Leser mit der Rezension ein Déjà-Vu-Erlebnis zu bescheren? Etwa das Zitat des Sängers von Enter Shikari anführen, dass jede englische Band im Grunde nur eine Kopie ihres Vorgängers ist? Verdammt, das hat der Kollege Bothe schon zu Beginn der Rezension von "Good Shoes" gemacht. Hmm, die Ähnlichkeit, die der neueste Britenhype mit dem jeweils vorherigen hat, mit dem wöchentlichen Gang in die Indie-Disse vergleichen, der an sich auch immer das selbe bietet? Wobei, hatte die Kollegin Krichel nicht schon mal diese Idee? Und so weiter.

Wie schön ist es dann, wenn eine Band einem kreative Arbeit erspart, indem sie ihr Album mit einem Artwork schmückt, das zur Musik passt wie der Eimer unter den Arsch. Das Cover zeigt nämlich viele bunte Männchen, in vielen bunten Farben, gelbe Männchen, blaue Männchen, graue Männchen, Männchen mit Brille, Männchen mit Glatze, Männchen mit Bart. Viele verschiedene Männchen, die aber...irgendwie auch alle gleich aussehen. Jedes Männchen hat die selbe Form, selbe Größe, schaut in die selbe Richtung. Die Maccabees sind eines dieser Männchen im britischen Einheitsbrei. Sie mögen versuchen, sich von anderen Bands zu differenzieren, indem sie vielleicht einmal häufiger zwischen schnellen und langsamen Parts switchen, über Schwimmbäder und Lego-Spielzeug singen. Wirklich originell ist das alles nicht. Dass manchmal die ganze Band so mitträllert, dass man an lustiges Im-Kanon-singen aus der Grundschule erinnert wird, kennt man auch schon von den Futureheads, Texte über die urbritische Heimatkleinstadt spätestens seit den Good Shoes und eine Halb-Akustikballade wie "Toothpaste Kisses" lockt seit den Kooks auch keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Klar, das alles wäre nicht schlimm, wenn wenigstens der Grundsatz "Besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden" adäquat befolgt worden wäre, doch wurden Ohrwurm- und Hitpotenzial beim Diebstahl leider im Safe des Bestohlenen vergessen. Im Gehörgang hängen bleibt selbst nach mehreren Hördurchgängen kaum etwas, nur "Latchmere" ist dank furiosen Schlagzeugspiels und schlau eingesetzter Mundharmonika mit entsprechenden Widerhaken ausgestattet.

Ist es unfair, einer Band eine mittelmäßige Bewertung reinzudrücken, nur weil sie so klingt, wie viele andere auch? Vielleicht. Andererseits ist es vielleicht ja auch unfair, dass eine Band nach Schema F überhaupt rezensiert wird, also mehr oder weniger mediale Aufmerksamkeit erfährt, weil sie einen Plattenvertrag bekommt, während andere, originellere Bands ungehört bei Myspace versauern. Das ist sicherlich nicht die Schuld der Maccabees, die sicherlich aus einem Haufen netter Jungs besteht und die man nicht dafür kritisieren darf, dass sie eventuell einfach die Musik spielt, die sie mag. Aber liebe Labels: Langsam, aber sicher ist der Postpunkzug nicht nur abgefahren, auch die Abteils sind alle belegt. Versucht bitte nicht mehr, euer Gepäck raufzuwerfen. Die Maccabees mögen noch so sehr versuchen, ihrem Männchen mit Gasmaske, Clownsperücke und Hexennase Widererkennungswert zu geben, am Ende werden nur die Männchen aus der Parade herausstechen, die sich entweder durch schiere Größe über die anderen Männchen erheben, oder die einfach mal in eine andere Richtung schauen. Neue Richtungen warten darauf, entdeckt zu werden.

Jan Martens

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