Rezension

The Boxer Rebellion

Union


Highlights: Flashing Red Light Means Go // Move On // Evacuate // Misplaced // Semi- Automatic
Genre: Poprock // Shoegaze // Wave
Sounds Like: Radiohead // Kashmir // Editors // U2

VÖ: 30.10.2009

Bei The Boxer Rebellion war der Wille stärker als das Schicksal. Nach dem kommerziellen Desaster des Debütalbums „Exits“ und dem damit verbundenen Dropping durch ihr früheres Label sowie dem Blinddarmriss von Sänger Nathan Nicholson, der ihn fast das Leben gekostet hätte, stand die Band aus London schon kurz vor dem Aus. Wo andere bereits frühzeitig die Flinte ins Korn geworfen hätten, nahmen The Boxer Rebellion „Union“ kurzerhand in Eigenregie auf und vertrieben ihr zweites Album auch eigenständig erst mal zu Beginn des Jahres auf iTunes. Beeindruckende Downloadzahlen gaben ihnen Recht und zudem die Möglichkeit, zehn Monate später das Album auch endlich in physischer Form zu veröffentlichen. Und darüber kann man nur froh sein, denn „Union“ ist ein wunderbares Stück Musik geworden, irgendwo zwischen schwelgerischem Poprock, Wave und Shoegaze.

Behutsam wird man von Drummer Piers Hewitt zu Beginn von „Flashing Red Light Means Go“ in das Album eingeführt, bevor Nicholsons häufiger mal an Thom Yorke erinnernde Stimme einen bei der Hand nimmt und in den wunderschönen Gitarrenteppich des Refrains begleitet. Radiohead schauen häufiger mal als Paten des Sounds vorbei. Gerade das sich zum Ende grandios steigernde „Move On“ oder das elektronisch gehaltene „The Gospel Of Goro Adachi“ fallen in diesem Rahmen auf. Manchmal fühlt man sich zudem an die großen Popmelodien von U2 erinnert („These Walls Are Thin“; „Semi-Automatic“) und auch die Editors wären besser bedient gewesen, wenn sie statt einem mauen dritten Album lieber Songs wie „Evacuate“, „Spitting Fire“ oder „Forces“ geschrieben hätten.

Große Namen, aber darf deswegen nicht der Eindruck entstehen, als ob The Boxer Rebellion bloß die offensichtlichen Vorbilder kopieren würden. Dazu kocht die Band zu sehr ihr eigenes Süppchen und baut stattdessen aus den Versatzstücken ihren ganz eigenen Sound zusammen, der Melancholie, Hoffnung und Schwermut zu einem stimmigen Ganzen vereint. Auch wenn nicht jeder Song ein hundertprozentiger Treffer ist, so schaffen es The Boxer Rebellion doch immer wieder Höhepunkte, an den entscheidenden Stellen einzustreuen und somit nie auch nur einen Gedanken des Skippens aufkommen zu lassen.

Fest steht jedenfalls, dass durch „Union“ wieder eine Reihe von Labels der Band schöne Augen machen werden, schließlich ging alleine die Single „Evacuate“ in den ersten sieben Tagen 560.000 mal über den virtuellen Ladentisch. The Boxer Rebellion haben indes schon angekündigt, dass sie ihre unabhängige Position nicht aufgeben werden. Wer schlauer sein will, greift jetzt zu beziehungsweise hört rein und schenkt der Band die Aufmerksamkeit, die ihr durch rezessionsbedingte Geldgier und ein ziemlich nutzloses Organ fast verwehrt geblieben wäre.

Benjamin Köhler

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