Rezension

Tephra

A Modicum Of Truth


Highlights: Big Black Mountain // Until The End // Rivers Eyes
Genre: Sludge
Sounds Like: Mastodon // Neurosis // Isis

VÖ: 12.10.2007

Es herrscht ein Notstand in Deutschlands Bandlandschaft. Nein, es fehlt nicht an jungen und gerade angesagten Indiebands oder Electroacts. Auch schicken sich mittlerweile einige Singer/Songwriter dazu an, internationalen Vergleichen standzuhalten und sogar die nicht totzukriegende Punkbewegung lodert hier und da noch auf. Eier! Eier! Wir brauchen Eier! Mal einfach eine Band, die uns bei den Eingeweiden packt und alles zermalmt, was nicht bei drei die Boxen ausgeschaltet hat.

Das mögen sich auch Tephra gedacht haben, als man sich vor vier Jahren gegründet hatte. Nach einem in der Szene bereits erfolgreichen Debütalbum und zahlreichen Supportslots für bekannte Genregrößen wie Cult Of Luna und Red Sparowes scheint nun die Stunde für Tephra zum großen Durchbruch geschlagen zu haben. Nicht, weil es auf nationaler Ebene an Konkurrenz fehlt, sondern weil die Braunschweiger Band mit "A Modicum Of Truth" eine Hausnummer hingelegt hat, die sich durchaus mit den Besten messen kann. Und um gleich möglichen Vorbehalten entgegenzuwirken: Tephra kupfern nicht einfach bloß geschickt ihre Ziehväter ab. Diese sind Neurosis, Isis und Mastodon, das ist klar und daraus machen sie auch keinen Hehl. Nichtsdestotrotz bewahren sich Tephra ihre ganz eigene Note und wäre die Welt gerecht, so wäre eine Headlinertour durch die Staaten die logische Konsequenz.

Doch wagen wir uns jetzt mal heran an diesen Brocken. Der Höllenritt beginnt mit einem für Sludge geradezu üblichen Intro aus nichtssagenden Geräuschen und Tonspuren. Ohne Vorwarnung schlägt es dann aber dreizehn und ein Killerriff treibt das mit vier Minuten kürzeste, aber gleichzeitig auch eindringlichste Stück "Big Black Mountain" nach vorne. Da wird automatisch mitgenickt. Und mitgelitten, wenn Sänger Ercüment mit seinem alles vernichtenden Geschrei einsetzt. Geradezu unmenschlich, was der Mann auf diesem Album abliefert. Zusätzlich schafft er es auch noch, dass man nicht unweigerlich irgendwann aufgrund des Gebrülls auf Durchzug schaltet. Gerade weil es vollkommen durch Mark und Bein geht.

Dann kommen sie, einer nach dem anderen. Die ganz großen Songmonolithen. Was sie eint, ist der schier überberstende Druck, mit dem Gitarrenwände und Schlagzeug wie eine tonnenschwere Dampfwalze das Trommelfell malträtieren. "Changes" schlägt als einziger Song zwischenzeitlich mal ruhigere Töne an, "Until The End" hat eine ganze Fülle von Breaks an Bord und "In The Valley" überrascht sogar mit cleanem Frauengesang. "Rivers Eyes" ist das Herzstück des Albums und im Grunde nichts anderes als die vertonte Apokalypse höchstselbst oder schlichtweg die Essenz aus allen Stärken, die Tephra ausmachen. Womit wir auch beim 5€-Phrasensatz wären, der ausnahmsweise aber mal sowas von angebracht ist:

Sind sie zu stark, bist du zu schwach!

Benjamin Köhler

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