Rezension

Simian Mobile Disco

Attack Decay Sustain Release


Highlights: I Got This Down // Hustler // Tits & Acid
Genre: Elektro // House // Rave
Sounds Like: The Presets // Justice // Ascii.Disko

VÖ: 15.06.2007

Es war – wenn sie es nicht sogar immer noch ist – eine DER Clubhymnen der letzten Jahre. Das bis dato völlig unbekannte französische Duo Justice nahm den Track „Never Be Alone“ der ebenso unbekannten englischen Indierocker von Simian und remixte ihn zum allseits beliebten „We Are Your Friends“. Als James Ford und Jas Shaw, die Köpfe von Simian, schon während der Touren mit ihrer eigentlichen Band feststellten, dass ihre Nebenauftritte als DJ- Team besser ankamen als ihre Gigs, beschlossen die beiden, auch inspiriert vom mittlerweile eingetretenen Erfolg des Justice- Remixes, ihr Nebenprojekt intensiver zu verfolgen, zumal Simian sich sowieso bereits auf dem absteigenden Ast befanden. Also schnell ein „Mobile Disco“ an den Bandnamen angehängt und fertig war das Elektro-Duo.

Soviel zur Vorgeschichte, die sich auch hinter der Entstehung von „Attack Decay Sustain Release“ verbirgt, wobei sich Simian Mobile Disco seit Bestehen eigentlich eher einen Namen als Remixer und Producer gemacht hatten. Die 10 Tracks sind dem Liveset der beiden entnommen, jedoch stark komprimiert, was sich in der für Elektro- Verhältnisse relativ kompakten Albumlänge von lediglich 37 Minuten äußert. Ist es überhaupt möglich, in so kurzer Zeit die Atmosphäre ganzer Abende einzufangen, an denen sich die Indiekids die Füße wundtanzten?

Zugegeben, die Tatsache, dass sich Simian Mobile Disco selbst als Dance- Botschafter für die Indie- Gemeinde verstehen, überrascht schon ein wenig. Anders als bei den als „New Rave“ betitelten Bands wie den Klaxons oder Goose, fehlt auf „Attack Decay Sustain Release“ der Indie- bzw. Rock- Einfluss nahezu völlig. Wahrscheinlich würde die Bezeichnung „New Rave“ hierfür auch deutlich besser passen als für die Bands, die gemeinhin tatsächlich diesen Stempel aufgedrückt bekommen, ein Bindeglied zwischen Indie und Electronica ist die Musik der zwei Engländer jedenfalls mit Sicherheit nicht.

Was man bekommt, ist stattdessen ein reines Elektro- Album, das sich Elementen aus allen möglichen Subgenres bedient, wie zum Beispiel Trance („Sleep Depreviation“) oder (Acid-) House („Tits & Acid“), garniert mit einigen Soul- oder Hip Hop- Einlagen unter anderem von The Go! Team- Frontfrau Ninja in „It’s the Beat“, und das die DJs im Club durch die größtenteils geradlinige Bassdrum vor sehr lösbare Aufgaben beim mixen stellt. Allerdings kommt es bisweilen zu Deja- Vus, nachdem zum Beispiel „I Believe“ genauso auch von The Knife stammen könnte, „Love“ stark an Daft Punk erinnert, und man auch bei anderen Tracks auf dem Album meint, sie irgendwo im Club schon einmal in ähnlicher Form gehört zu haben.

A propos Club: genau da gehört diese Platte auch hin, nachdem sie in der heimischen Anlage leider etwas am hoch gesteckten Ziel, die Clubatmosphäre ins Wohnzimmer zu transportieren, scheitert, und einen teils leicht sterilen Eindruck macht. Also: alle DJs dieser Welt: Kaufen, sofort! Und der Rest: Tanzen, tanzen, tanzen!

Johannes Neuhauser

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