Rezension

Silversun Pickups

Swoon


Highlights: The Royal We // It's Nice To Know You Work Alone // Panic Switch
Genre: Alternative Rock // Indie
Sounds Like: Smashing Pumpkins // Sonic Youth // My Bloody Valentine

VÖ: 29.05.2009

Zehn Minuten sollte er dauern, der nächtliche Gang zum Kiosk an der Ecke. Jaja, schon blöd gewesen und im Trubel des Alltags mal wieder kein Brot gekauft. Das Frühstück war in Gefahr. Also eben los, Kopfhörer in die Ohren, Erstkontakt mit „Swoon“. Die Treppe runter, zur Haustür raus. Es war dunkel, es war kalt, es war unfreundlich. Und das alles plötzlich absolut egal. Wie aus zehn Minuten schnell 50 werden:

Aus der Absicht, nur noch eben um die Straßenecke abzubiegen, um potenzielle Songs des Jahres wie „It's Nice To Know You Work Alone“ noch zu Ende zu hören, wird schnell der Plan, doch gleich den ganzen Stadtteil zu erkunden. Die reinigende Dunkelheit von „Swoon“ verschmilzt mit der kahlen Nacht und gerät so zum berauschenden Trip, der rationale Argumente wie Müdigkeit vollkommen lachhaft erscheinen lässt. Von der warmen Gitarre von „There's No More Secrets This Year“ empfangen, beginnt ein intensiver Tauchgang, auf dem es die wesentlichen Progressionen im Sound der Band sofort zu entdecken gibt: „Swoon“ ist wesentlich homogener und taucht tiefer als sein Vorgänger.

Gerade das Keyboard liefert Effekte und Flächen, die zwar nicht die Songs selbst, dafür ihre Atmosphäre tragen. Und die harmoniert mit der Nacht wie Bonnie mit Clyde. Neu mit an Bord sind die Streicher, die die Band sporadisch einsetzt, so dass sie die Songs nicht in einem Kitschmeer ersaufen, sondern als geschmackssichere Zierde dienen. Selbst in seinen ruhigsten Momenten wie im psychedlischem Schleicher „Draining“ steht „Swoon“ dabei unter Dauerstrom. Immer und immer wieder lassen narkotisierende Melodien und brilliantes Songwriting die Augen geweitet und den Mund offen zurück. Man höre nur mal, was für eine brennende Soundwand in Form einer Bridge in „Panic Switch“ hineindonnert und den definitiven Übersong so zu einem Klassiker der 00er Jahre anwachsen lässt.

„Swoon“ hält dieses verboten hohe Niveau konstant. Vor allem, weil die Pickups sich Zeit lassen - ist doch kein Song unter vier Minuten in der Zieleinfahrt. So gelingt der Band der Kunstgriff, eine Platte, deren aufwändige und durchdachte Planung man ihr anhört, ohne Umschweife auf der Gefühlsebene einschlagen zu lassen - was vielleicht noch atemberaubender ist, weil „Swoon“ ein zweites Album ist. Eines, an welches die Erwartungen unvorstellbar hoch waren. So etwas ist rar. Wer das noch nicht hört, wage bitte den eingangs erörterten Selbstversuch. Soll übrigens auch ohne versäumte Einkäufe funktionieren.

Gordon Barnard

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