Rezension
Ryan Adams
1989
Highlights: Blank Space // Style // Out Of The Woods // Shake It Off // Bad Blood
Genre: Indie // Singer-Songwriter
Sounds Like: Taylor Swift // Bruce Springsteen
VÖ: 25.09.2015
Als Ryan Adams Anfang August ankündigte, das Erfolgsalbum 1989 von Pop-Sternchen Taylor Swift zu covern, wurde man in der Musikwelt schon hellhörig. Adams ist bekannt dafür, tolle und hochwertige Cover-Songs aufnehmen zu können, wie seine Version von „Wonderwall“ beweist, aber ein ganzes Taylor-Swift-Coveralbum? Für einige war das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt – wie man sich irren kann.
Nun gut: Es gibt immer noch einige Kritiker, wie etwa Pitchfork. Für sie ist „1989“ genau auf den Punkt für Taylor Swift geschrieben und produziert worden. Jeder Handgriff, jede Melodie mussten an bestimmten Stellen genau hervorsehbare Reaktionen hervorrufen. Das perfekte Pop-Album sozusagen, was nun zu einem 08/15-Adams Album geworden wäre. Das ist natürlich eine sehr einseitige Ansicht, denn komplett abgekoppelt von der Intention hinter der eigentlichen Produktion hat der Amerikaner das gesamte Konstrukt über den Haufen geworfen und ein eigenes, von sich aus wunderschönes Album auf die Beine gestellt.
So ist „Shake It Off“, einer der größten Hits Swifts und sicher einer der eingängigsten und tanzbarsten Songs der letzten Zeit, in Adams' Version ein schwergängiges, melancholisches Lied, das stark an das letzte Album von Ben Howard erinnert. Aber nicht nur „Shake It Off“, auch Swifts andere Hitsingles wie „Blank Space“ oder „Bad Blood“ zeigen sich in neuem Gewand. Wo vorher noch Beat-lastige Popsongs standen, findet man nun Singer-Songwriter-Musik der besten Sorte, die, basierend auf Akustik-Gitarre, Piano und Drums, die wunderschön zerbrechliche Stimme Adams‘ in den Vordergrund bringt und dabei wunderbar mit dem Songwriting Swifts harmoniert.
Heimliches Highlight des Albums bleibt jedoch „Out Of The Woods“. Für Pitchfork gerade das beste Beispiel, dass Lieder, die wie Hymnen klingen auch Hymnen bleiben sollten. Wäre das immer so, würde man vergeblich solch wunderschöne Coverversionen wie Adams‘ „Out Of The Woods“ finden. Mit Piano, Gitarre und Streichern baut sich ein leicht poppiges Singer-Songwriter-Stück auf, das im Vergleich zum Original nicht wiederzuerkennen ist und so auch gut und gerne Teil eines regulären Ryan-Adams-Albums hätte sein können.
Das gilt am Ende eigentlich für jeden der 13 Songs auf „1989“. Vielleicht wäre es mal angemessen, aus der Komfortzone des alternativen Hörers von experimentellem Folk-Indie-Elektro-Kram (hier schließe ich mich explizit mit ein) herauszukommen und sich anderer Musik hinzuwenden. So, wie es den einen oder anderen Bands geglückt ist, durch gute Alben in die Charts zu kommen und Stadien zu füllen, sollte es durchaus möglich sein, aus der Position als Chart-Act ein wenig mehr Anerkennung in anderen Kreisen zu bekommen. Denn Alben wie Adams‘ „1989“ beweisen, was alles hinter Popmusik stecken kann und damit wie arrogant in diesem Bereich gerne alles über einen Kamm geschert wird. Denn auch, wenn es die Credibility versaut: Das Album ist ein überragendes Werk, das schon jetzt zu den besten des Jahres gehört.
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