Rezension
Protomartyr
Under Color Of Official Right
Highlights: Come & See // Scum, Rise! // Tarpeian Rock
Genre: Post-Punk
Sounds Like: Art Brut // Parquet Courts // We Are Scientists
VÖ: 11.04.2014
In einem Konglomerat aus zertretenen Zigarettenstummeln und abgestandenem Bier, in einem Detroit, umgeben von greedy bastards und emotional cripples (aufgelistet in „Tarpeian Rock“), in der nur verstanden wird, was violent ist (Quintessenz aus „Violent“), wuchert der kreative Geist, der sich in Protomartyrs zweitem Album „Under Color Of Official Right“ Luft verschafft.
Schnörkellos hämmerten die vier Herren ihr Zweitwerk in nur einem Wochenende auf Tonband. Eine gewisse Ungeschliffenheit gehört da zum Programm und zeigt sich in stürmischen, nicht immer sauberen, post-punkigen Gitarrenläufen, die sich in verhallten Tremolos erholen, und Joe Caseys Gesang, der ein wenig wacklig, aber ebenso authentisch schnoddrig rüberkommt.
„Ain't So Simple“ mit seinem Drumbeat, der so eingängig ist, das man ihn fast mitsummen möchte, oder „Bad Advice“ mit seinem Ohrwurm-Refrain gehen sofort ins Mark und machen Spaß. „Scum, Rise!“ poltert aufgeregt, aber spielerisch ebenso versiert wie vielschichtig Caseys ernüchternder Aussicht ("there's nothing you can do // scum, rise!") entgegen und liefert nebenbei musikalisch das auf seine Stärken reduzierte Konzentrat oder Kernstück der Platte.
Ob schnell (Punk-Nummern wie „Pagans“ und „Son Of Dis“) oder ausufernd (das hymnenhafte „Come & See“), die Mehrheit der Songs erwischt einen plötzlich wie das Kläffen eines Straßenköters und verglimmt ebenso rasch wie eine hastig inhalierte Zigarette.
Denn Protomartyrs Spielwiese ist eng umgrenzt und möglicherweise hemmt die sichere Beherrschung derselben im nächsten Moment die Weiterentwicklung der einen entscheidenden weiterführenden Idee. Am Ehesten verlässt der Mischling „Tarpeian Rock“ mit seinem Sprechgesang über Noise-Gitarren den sicheren Pfad und gewinnt so leichtfüßig gegen seine gedrillten Köterfreunde.
Unter dem Strich wurde „Under Color Of Official Right“ daher nur das "gute" Zweitwerk einer großartigen Band, die es zu entdecken lohnt.
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