Rezension

Okkervil River

In The Rainbow Rain


Highlights: Famous Tracheotomies // Pulled Up The Ribbon // Don't Move Back To LA
Genre: Indie // Folkrock
Sounds Like: Port O'Brien // Bright Eyes // Blaudzun

VÖ: 27.04.2018

Auf der Tour für das selbst für Okkervil-River-Verhältnisse düstere “Away” entstanden die Aufnahmen für “In The Rainbow Rain”. Will Sheff beschreibt diese Zeit als eine der schönsten der letzten Jahre. Wer das neue Album hört, wird nicht den geringsten Zweifel an dieser Aussage hegen.

“In The Rainbow Rain” könnte nicht besser beginnen als mit “Famous Tracheotomies”: Alle Stärken von Okkervil River sind in diesem Song vereint und die Thematik des Luftröhrenschnittes ist in so raffinierte Lyrics gehüllt, dass auch der erwähnte Dylan Thomas es kaum besser hätte in Worte fassen können. Will Sheffs wie gewohnt emotionsgeladener Gesang wirkte selten passender und wird von sanften, sich stetig steigernden Melodien ideal begleitet. Der grundsätzlich optimistischere Tenor ist auf dem kompletten Album spürbar, aber ganz muss man auf die gewohnte melancholische Ader der Band nicht verzichten. Diesmal zeichnet sich ein deutlich ausgewogeneres Bild, welches durch die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Shawn Everett (Alabama Shakes, The War On Drugs) neue Bestandteile in Form einer breiteren Instrumentalisierung dazugewinnt, ohne dabei überproduziert zu wirken. Die einzelnen Stücke sind auf sehr verschiedene Arten ruhig, das verspielte “Don’t Move Back To LA” und das sphärische “Shelter Song” können beispielsweise kaum verschiedener sein. “Pulled Up The Ribbon” bildet mit seinen wuchtigen Indierockanleihen die leider einzige echte Ausnahme, denn die zweite Albumhälfte hätte einen weiteren kraftvollen Akzent durchaus vertragen können und ist insgesamt eine Spur zu bedächtig. “Human Being Song” beendet “In The Rainbow Rain” mit einem verträumten und verzerrten Gitarrensolo.

Mit dem zehnten Studioalbum von Will Sheffs Band verliert man so langsam den Glauben daran, dass es irgendwann auch mal ein richtig schlechtes Okkervil-River-Album mit furchtbar banalen Songtexten geben wird.

Marcel Eike

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