Rezension

Nils Frahm

Solo


Highlights: Wall // Immerse!
Genre: Klassik // Solopiano
Sounds Like: Francesco Tristano // Ólafur Arnalds // Kai Schumacher

VÖ: 29.03.2015

Nils Frahm verdanken wir seit 2015 einen neuen Feiertag, den Pianotag. Am 88. Tag des Jahres beging Frahm ihn in diesem Jahr zum ersten Mal, indem er ein Solo-Piano-Album veröffentlichte, das er einige Zeit vorher aufgenommen hatte. Auch wenn die Platte als kostenloser Download auf pianoday.org zur Verfügung steht, so verfolgt Frahm doch nebenbei das Ansinnen, mit den Einnahmen den Klavierbauer Klavins aus Ballingen dabei zu unterstützen, ein viereinhalb Meter hohes Piano zu bauen. “Solo” wurde auf dem 3 Meter 70 hohen Prototypen eingespielt. Wieso aber haben Klavins und Frahm Interesse an solch hohen, in die Gebäudestruktur integrierten Pianos? Klavins “Antwort in Kürze” lautet: “des Klanges wegen.”

Hört man diesen vergrößerten Klangkörper bereits auf “Solo”? Vielleicht. Die pulsierende Performance in einem Stück wie “Wall” scheint in der Tat einen beeindruckend umfassenden Klang zu haben. Vielleicht bedarf es, um dies voll zu erfassen, neben eines außergewöhnlichen Instrumentes aber auch ebensolcher Tonabnehmer und Wandler zur Erzeugung der nötigen mechanischen Schwingungen. Anders formuliert ist vermutlich das Klavier, auf dem Frahm seine Stücke einspielte, für den Genuss der Platte nur von bedingter Bedeutung.

Frahm bedient mit seiner Musik hier diverse Emotionen der Hörer. Zumeist jedoch gestaltet er die Stücke ruhig und in gemäßigtem Tempo. Er und seine Kompositionen erscheinen versuchend, tastend, als erkundeten sie ihre Welt. Sie umfassen dabei den Hörer auf eine fast hypnotisierende Weise. Dies heißt nicht, dass sie begeistern, sondern nur, dass sie einen vollkommen umfassen können. Stilistisch und kompositorisch erscheint das meiste recht ähnlich. Während die ersten Takte eines Stücks jeweils die Namen der Kompositionen wie “Ode”, “Circling”, “Chant” oder “Wall” zu reflektieren scheinen, beginnt danach das erwähnte Erkunden. Möchte man die Platte mittels einer einzigen Komposition erfahren, so bietet sich “Immerse!” an, das in seinen knapp elf Minuten die Eigenschaften der vorhergehenden Stücke zu vereinen scheint. Insgesamt erklingt es zielgerichteter und weniger lose herumschweifend als der Rest von “Solo”.

Frahms “Solo” ist eine zumeist stille Platte. Sie bedarf der inneren und äußeren Ruhe, um sie zu erfahren. Ist dies gegeben, lassen sich die Stille und die Klarheit der Platte vollkommen genießen.

Oliver Bothe

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Wall
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