Rezension
Mumford & Sons
Babel
Highlights: I Will Wait // Lover Of The Light
Genre: Folk-Pop // Folk-Rock
Sounds Like: The Avett Brothers // Frank Turner
VÖ: 21.09.2012
Oh Pathos, du wandeltest allein, benutzt wurdest du von diesen und jenen, zogst deine Linien durch schlechte Reden, allerlei Kunst und Geschreibe, bis dich irgendwann einer fand, einer, der rigoros seinen lückenhaft gewachsenen Schnauzbart nicht aufgeben konnte und zu klein geratene Westen etablieren wollte. Er und seine Söhne ketteten deine geschwungenen Beine an ihre Banjos und ihren heldenhaft anmutenden Männerchor. Sie hatten Erfolg damit und als sie dies merkten, wusstest du: Sie würden dich niemals gehen lassen.
Ja, Mumford & Sons legen drei Jahre nach ihrem Debüt nach, und, man kann es leider nicht anders sagen, klingen genau wie auf ihrem ersten Album. Nicht mehr, vielleicht ein bisschen weniger. Nicht weiter entwickelt, nicht besser, nicht anders. Großflächig gleichbleibend. Für eingeschworene Hardcore-Fans ist das natürlich eine gute Nachricht, für alle anderen bedeutet das expressionslose Langeweile.
Mumford und seine Mannen hatten einen erstaunlichen Start: Erst noch als Background für die allseits mit Lobgesängen begrüßte Laura Marling unterwegs, dudelten sie sich mehr und mehr in den Vordergrund, kamen mit prägnanten Gitarrenschlägen, hübsch arrangiertem Kontrabass, stampfendem Rhythmus und Retro-Optik um die Ecke und führten sie plötzlich an, die UK-Folk-Welle. Gelungene Schritte also von den Vintage-Farmer-Nerds zu ernstzunehmenden Musikerjungs, die Stimmung machen können.
Und nun also die neue Platte „Babel“. Bibeltreue wird also bereits als Aushängeschild dieser Platte genutzt und auch die Tracklist kann in Richtung Christian Rock gelesen werden: „Hopeless Wanderer“ oder „Broken Crown“ könnte man entsprechend interpretieren, die Lyrics tun ihr Übriges (was bei Spiegel Online bereits ausführlich kritisiert wurde).
Was aber viel nerviger am Hörerohr zehrt als die Gläubiger-Thematik, ist, dass sich diese Band vollkommen ungehemmt in sich selbst suhlt. Offenbar finden sie die Leistung ihres ersten Albums so fraglos gelungen, dass sie genau in dieselbe Kerbe schlagen und sich sogar im Album-Ganzen wenig Spannung aufbaut, da sich irgendwo jeder Song identisch anhört. Ob sich diese Kreativlosigkeit daraus speist, dass sie ihr „winning team“ des Debüts nicht ändern wollten oder Angst vor niedrigen Verkaufszahlen haben, bleibt hierbei unbeantwortet. Bemerken muss man aber, dass das Eigenplagiat nicht einmal besonders gelungen erscheint: Ultimative Klopfer wie „Winter Winds“ oder „Little Lion Man“ sucht man hier vergebens.
Am Ende versinkt alles im gleichgetakteten Banjo-Einerlei und es interessiert nicht einmal mehr, was da mit erhobener Brust ins Mikro gesungen wird. Glaube, Liebe, Hoffnung...ja, wahrscheinlich – und auch alles andere, was man in diesen Bedeutungfeldern findet. Wem's gefällt, der ziehe sich seine Latzhose an, suche sich ein geeignetes Holzkreuz zum Umhängen und folge unseren Propheten ins Kornfeld. Alle anderen hören sich einfach weiterhin das Debüt an und warten auf das nächste Album. Vielleicht ist die große Erleuchtung bis dahin abgeklungen und von Seiten der Band kann man sich wieder anderem widmen, als mit ignoranter Permanenz Bibel TV zu vertonen.
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