Rezension

Mumford & Sons

Wilder Mind


Highlights: The Wolf // Just Smoke // Ditmas
Genre: Stadionrock
Sounds Like: Coldplay // U2 // Young Rebel Set

VÖ: 01.05.2015

Irgendwie aussichtslos war ihre Position so oder so – das muss man Mumford & Sons zugestehen. Denn wenn das zweite Album zwar an sich gut ist, aber dadurch langweilt, dass es wirklich haargenau so wie sein Vorgänger klingt, dann kann man eigentlich nur alles falsch machen: Den Banjofolk-Hattrick bringen und sich damit vielleicht komplett lächerlich machen oder die 180°-Grad-Wende vollziehen und sich damit dem Hohn aussetzen, es nur den Kritikern rechtmachen zu wollen. Auch irgendeine erfolgreiche Stadionband, die man mit Album #1 nach Hyde Park und Headlinerslots nur schnell kopieren wolle, ließe sich dann schnell finden. Diesen Weg haben Mumford & Sons jetzt gewählt. Die erfolgreichen Stadionbands wären in diesem Fall Coldplay oder U2.

Denn wenn auf „Wilder Mind“ im Gegensatz zu den ersten beiden Alben etwas ausgetauscht wird, dann sind es Lagerfeuer gegen Feuerzeugmeere: Banjoklänge werden komplett durch E-Gitarren ersetzt, die hier diesen, dort jenen Sound kopieren, der schon andere Bands ihre Widerhaken in die Radio-Playlists stechen ließ: Mal etwas mehr Hall, mal mehr an Gruppen wie Dire Straits erinnernd. Dazu schreibt Marcus Mumford, eigentlich kein schlechter Texter, Lyrics, die in vielen Momenten komplett vorhersehbar und in schlechten Momenten fast wie Textversuche eines Anfängers klingen – also maximales Potenzial haben, in möglichst vielen Hirnen kleben zu bleiben. Mit Alben wie „Wilder Mind“ haben wenige Bands große Karrieren aufgebaut, aber viele ihre großen Karrieren jahrzehntelang am Leben erhalten.

Dies soll nicht heißen, dass „Wilder Mind“ ein schlechtes Album wäre. Kaum einer der Songs ist nicht gefällig, doch sind eben die wenigsten es wert, sie irgendwie hervorzuheben – und wenn doch, dann weil sie auf irgendeine Art und Weise Erinnerungen an die ersten beiden Alben heraufbeschwören. So unterscheidet beispielsweise das zunächst sehr reduzierte „Only Love“ gar nicht so viel von „After The Storm“, dem Closer von „Sigh No More“ – doch wo zweiterer wie ein logischer Abschluss des euphorischen Debüts wirkte, könnte man „Only Love“ genauso gut als unausweichliche Quotenballade abstempeln. Das energische „The Wolf“ wiederum ist zwar das Highlight des Albums, wirft allerdings auch immer wieder die Frage auf, ob es im klassischen Banjo-Gewand nicht vielleicht noch besser funktioniert hätte. Aber wie tot dieses Instrument für die Mumford & Sons von heute ist, hat Marcus Mumford jüngst oft genug betont. Man kann es sich auch schwer vorstellen, mit einem Banjo das Wembley-Stadion zu beschallen. Aber zumindest einen Versuch wäre es ja vielleicht wert gewesen.

Jan Martens

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