Rezension

Mudhoney

Under A Billion Suns


Highlights: Where Is The Future? // Endless Yesterday // Let's Drop In // Blindspots
Genre: Grunge // Garage-Rock
Sounds Like: Kyuss // Nirvana

VÖ: 03.03.2006

1992 – Nirvanas “Nevermind” explodiert. Kurt Cobain wird zum Guru der Bewegung erkoren, Seattle zum Mekka der alternativen Musikszene. „Grunge“ (dt: Dreck) ist das Zauberwort dieser Tage – nein, noch vielmehr, es ist Programm: Kaputte Typen machen schmutzige Musik. Die, die den Begriff geprägt haben schauen wie so oft in die Röhre: Mudhoney werden zwar von Musikkritikern geschätzt, nennenswerte Absatzzahlen beschert dies ihnen aber nicht. Auch „Piece of cake“ verwehrt ihnen ein großes Stück des millionenschweren Dollar-Kuchens. Zu komplex ist ihre Musik, zu wenig Pop-Appeal, nichts für das Mainstream-Publikum.

2006 – Mudhoney weilen immer noch unter den Lebenden. „Under a billion suns“ markiert ihr mittlerweile elftes Werk. Und was für eines. Das Seattle-Urgestein fügt seiner eh schon breiten Stilpalette eine weitere Facette hinzu: Blasinstrumente fügen sich lückenlos in den staubig trockenen Soundteppich der Band. Den Refrains tut es gut. Eingängiger aber nicht weniger verspielt präsentieren sich Mudhoney 2006.

„Where is the future“ steht da symbolisch für den neuen Sound. Dezent reiht sich die Bläserfraktion in das Mid-Tempo-Stück ein. Das vom Punk inspirierte „It is us“ erinnert an den Grunge alter Tage, während „I saw the light“ ein von Schmutz triefendes Blues-Stück ist. „Endless yesterday“ beeindruckt durch eine unheimlich dichte Atmosphäre und „Hard-on for war“ klingt nach einem verschollenen Kyuss-Track.

In „Let’s drop in“ erreicht die Platte seinen kreativen Höhepunkt. Die Gitarre klingt nach Jimi Hendrix, während die Bläser zwischen der wahnwitzigen Tröte von Nation Of Ulysses und den hymnenhaften Refrains von Rocket From The Crypt pendeln. Letztere finden sich auch in „Blindspots“, dem Schlusspunkt des Albums wieder.

44 Minuten dauert „Under a billion suns“. 44 Minuten, die nach mehr schreien. Ein zeitloses Werk, das mit jedem Hören immer noch mehr an Tiefe gewinnt. Millionen von Dollars werden Mudhoney damit auch 2006 nicht verdienen. Aber daran ist der Vierer aus Seattle ja bereits gewöhnt. Grunge mag zwar mit dem Tod Kurt Cobains gestorben sein. Mudhoney leben weiter. Zeitlos, ruhelos und frei von allen Zwängen. Danke.

Joachim Frommherz

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!