Rezension

Motorpsycho

Here Be Monsters


Highlights: Lacuna/Sunrise // Spin, Spin, Spin // Big Black Dog
Genre: Psychedelic-Rock
Sounds Like: Pink Floyd // King Crimson // Steven Wilson

VÖ: 12.02.2016

Ein Museumsjubiläum und ein Jazzkeyboarder – zugegeben, die Ursprünge des neuen Motorpsycho-Albums sind denkbar unglamourös. Bereits 2014 macht sich das norwegische Trio zusammen mit Tastenmann Ståle Storløkken, der 2012 bereits an „The Death Defying Unicorn“ mitwirkte, an eine Auftragsarbeit zum hundertjährigen Bestehen des Norsk Teknisk Museum in Oslo. Nur einmal wird das neue Material aufgeführt, doch stellen Motorpsycho relativ schnell fest, dass es eigentlich zu schade zum Einmotten ist. Mit einigen Ergänzungen entsteht so 2015 im Studio „Here Be Monsters“ – zum Glück für alle, die der Aufführung aus naheliegenden Gründen nicht beiwohnen konnten.

In einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit hebt die Platte vor allem die psychedelische Seite Motorpsychos hervor; rockige Ausbrüche oder Stoner-Riffs bleiben die Seltenheit. Stattdessen lässt sich das um fachkundige Keyboards bereicherte Trio jede Menge Zeit für floydige Klangflächen, crimsoneske Jazzrhythmik und die Entwicklung hinreißender Gesangsmelodien. Letztere setzen etwa im stimmungsvollen „Lacuna/Sunrise“ Akzente inmitten eines an melancholische Filmmusik erinnernden Breitwandsounds; dem HP-Lovecraft-Cover „Spin, Spin, Spin“ verpassen mehrstimmig gesetzte Vocals im Zusammenspiel mit Akustikgitarren eine gehörige Dosis düstere Folk-Atmosphäre.

Über weite Strecken ist „Here Be Monsters“ jedoch instrumental; bei gleich zwei von sieben Songs handelt es sich zudem um Klavier-Zwischenspiele. Dafür stecken im letzten Track „Big Black Dog“ eigentlich mindestens drei Songs: In knapp achtzehn dramatisch fein austarierten Minuten entfalten Motorpsycho die ganze Bandbreite ihres Soundkosmos von schwebendem Ensemblegesang über vertrackte Riffparts bis hin zu ausschweifenden, dissonierenden Solopassagen. Das setzt eine gewisse Aufmerksamkeitsspanne voraus, die aber belohnt wird: Motorpsycho lassen ihre Komposition nicht sinnlos ausfransen, sondern pfeifen sie in den richtigen Momenten zurück. So verliert „Here Be Monsters“ auch in seinen trippigsten Momenten nie die Stringenz – und das ist vielleicht eines der größten Komplimente, die man einem Psychedelic-Rock-Album machen kann.

David Albus

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