Rezension
Morrissey
World Peace Is None of Your Business
Highlights: Earth Is The Loneliest Planet // The Bullfighter Dies // Smiler With A Knife
Genre: Indie-Pop // Brit-Pop
Sounds Like: The Smiths // The Jesus And Mary Chain // Suede
VÖ: 11.06.2014
Der ewige Mozzer. Er hat es nicht nötig, sich neu zu erfinden oder sich selbst zu hinterfragen. Weder musikalisch noch ideologisch. Selbst der militanteste Vegetarier wirkt im Angesicht des alternden Indie-Gentleman wie ein Kind, das eine kurze Trotzphase durchmacht. Konzertabsagen sind ein häufiges Mittel in Morrisseys Kampf gegen den Rest der fleischfressenden Welt. „Hooray, hooray, the bullfighter dies. And nobody cries, because we all want the bull to survive“ singt er ziemlich eindeutig im Refrain des nicht weniger deskriptiven Titels „The Bullfighter Dies“ und spricht damit einen Gedanken aus, bei dem sich sicher selbst der ein oder andere carnivore Mensch schon einmal erwischt haben dürfte.
Dafür wird Morrissey geliebt. Er ist eine Diva mit Weltverbesserungsdrang. Der Titel seines nunmehr vierzehnten Soloalbums unterstreicht diese Haltung. Der Weltfrieden geht dich gar nichts an. Ich bin der einzige, der berechtigt ist, darüber zu sprechen. Und das tut Morrissey fortwährend. Auch wenn seine Solokarriere mittlerweile entkoppelt von den großartigen Smiths betrachtet werden kann, funktionieren seine Platten nach dem gleichen Rezept. Im steigenden Alter schafft er die Grätsche zwischen herzrührender Melancholie des einsamen Weltverbesserers und radikaler Anti-Alles-Haltung schnörkelloser als je zuvor. Diesmal jedoch hebt der Mozzer dieses Konzept auf eine globale Ebene. Es geht um die wichtigen Themen, die die Welt bewegen: es geht um Brasilien, Ukraine und Ägypten und das Leiden der Menschen vor Ort. Passend dazu spielt „World Peace Is Non Of Your Business“ mit Weltmusik-Elementen. Ein Akkordeon hier und ein exotischer Gitarrenrhythmus dort durchbrechen den ansonsten sehr rocklastigen Sound des routiniert abgerissenen Albums.
Wenn man einen Kritikpunkt finden muss, dann ist es genau dieser: Oft ist die Platte zu perfekt, zu routiniert und zu glatt, um ehrliche Emotionen glaubhaft vermitteln zu können. Und das ist schade, denn wenn man eine Sache von Morrissey behaupten kann, dann dass das, was er fühlt und sagt (so abwegig und irre das oft sein mag), ehrlich ist – zumindest in genau diesem Moment. Der Alte Schlachthof in Dresden kann davon ein Liedchen singen.
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