Rezension

Molly Nilsson

The Travels


Highlights: Worlds Apart // Philadelphia // The Power Ballad // Kumla
Genre: Dream-Synth-Pop // Aufbruchsmusik
Sounds Like: Planningtorock // Chinawoman // Nico // Terrorbird

VÖ: 21.06.2013

Weiter geht die große Reise. Wohin sie führen wird, das weiß noch niemand so genau. Auch nicht Molly Nilsson. Aber den Soundtrack für die große Entdeckungstour, die das Leben so bietet, den gibt sie uns schon mal an die Hand. Unsicher und tapsig, melancholisch und verträumt, aber auch kraftvoll und mutig ist der. "Es ist besser, auf neuen Wegen zu stolpern, als auf der Stelle zu treten" steht in bunten Buchstaben auf der großen Infotafel vor der Kirche um die Ecke. Den Spruch könnte sich auch Molly auf ihre Fahne schreiben. Dass die Synthie-Rhythmen auf "The Travels" an manch einer Stelle aus dem Takt zu fallen scheinen (z.B. in "Philadelphia"), passt da ganz gut.

Neue Wege beschreitet Molly auf "The Travels" allemal. Ausgeglichener und fröhlicher klingt sie, an manch einer Stelle gar euphorisch. So flirren in "Dirty Fingers" die elektrischen Drums nur so umher, dass man gar an den Flügelschlag eines Kolibris denken muss. Das Keyboard spielt eine nette Melodie in hoher Tonlage. "You Really Remind Me Of Someone I Knew" singt Molly dazu.

In "The Power Ballad" unterlegen karibische Melodien die wunderbar sarkastisch-melancholischen Lyrics. "The Power Of Loooove" zieht Molly lang wie Kaugummi und streut damit einen Hauch von Kitsch über ihren Song. "Atlantic Tales" dagegen ist eine instrumentale, treibende Elektronummer, wie sie wunderbar zum hypnotischen Tanzen spät in der Nacht einlädt. Tanzen bis zum Sonnenaufgang geht am besten in der Stadt. So ist "City" ein Song über die Vorteile der großen Städte dieser Welt. "I´d never leave for the country-side // Small towns make me horrified // I feel save in the city" erzählt Molly da.

"Kumla" wiederum ist ein wunderschönes Loblied auf die Freundschaft, die Höhen und Tiefen überwindet. "Let´s be friends forever // Real friends are hard to find" wünscht sich Molly: die echten Freunde, die einem im Zweifelsfall auch helfen, aus der Gefangenschaft zu entkommen, welcher Art auch immer die sein mag. "You know there is nothing I wouldn't do for you // Cause I know you'd visit me in prison // You'd bake me cakes with files // I know you'd help me to escape".

Mollys Gesang gleicht meist eher einem Erzählen und Berichten, in wunderbar vertrauter, tiefer Tonlage. Ihre Texte, in denen man sich an vielen Stellen wiederfinden kann, erzählen von Begegnungen, die man mit Menschen auf der Reise, die das Leben einem bietet, haben kann. Tägliche Beobachtungen und Emotionen umhüllt Molly mit einer liebevollen, melancholischen, einfach gehaltenen Instrumentierung. Mit melodischen Synthie-Melodien, einfachen Drums, mit ihrer in der Wiederholung und Monotonie einlullenden, verträumten Stimme und ihrer ehrlichen Art fängt sie den Hörer und lässt ihn nicht mehr los. Aber das ist auch gar nicht schlimm, denn mit Molly würde man doch jederzeit gerne auf die Reise gehen.

Marlena Julia Dorniak

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"The Power Ballad" – über die Kraft der Liebe
Albumtrailer "The Travels"

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