Rezension

Mew
+-
Highlights: My Complications // Interview The Girls // Cross The River On Your Own
Genre: Prog-Pop // Prog-Art // Shoegaze // Dream-Pop
Sounds Like: Team Me // Efterklang
VÖ: 24.04.2015

Nach Albumtiteln wie „No More Stories Are Told Today. I'm Sorry They Washed Away. No More Stories. The World Is Grey. I'm Tired. Let's Wash Away.“ oder „Frengers: Not Quite Friends But Not Quite Strangers“ kommen die Dänen von Mew nach sage und schreibe sechs Jahren Kunstpause mit einem neuen Langzeitspieler um die Ecke, dessen Name nun keiner Abkürzungen mehr bedarf – der Neuling nennt sich kurz und bündig „+-“.
Das Album beginnt eigentlich schon mit dem Track des Albums, der am schnellsten von allen im Kopf hängen bleibt. „Satellites“ startet mit einem traumtänzerischen Intro, bevor stärkere Klänge einsetzen und Mew sich mehr in Richtung Progressive bewegen. Mit seinen poppigen Rhythmen bleibt besonders der Refrain im Ohr, während Jonas Bjerres helle, kehlige Stimme nachklingt und es sich im Hinterkopf bequem macht. Es folgt rockige Popmusik („Witness“) und poppige Rockmusik („Clinging To A Bad Dream“). Mal fühlt man sich, so wie in „The Night Believer“, massiv an Team Me erinnert, mal bewegt sich die Musik der Dänen in viel entspannteren Gefilden, wie im Siebenminüter „Cross The River On Your Own“, der ruhig und klanggewaltig zugleich das Album abschließt. Dass das um drei Minuten längere und noch ruhigere „Rows“ direkt der vorletzte Track ist, hätte vielleicht nicht sein müssen – manchmal tut eine gut gemischte Tracklist dem Hörer einen Gefallen und macht die Musik interessanter. Spannender verhält es sich da mit „My Complications“, zu dem Bloc Partys Gitarrist Russell Lissack nicht nur als Gitarrist, sondern auch zum Co-Writing geladen wurde. Ist diese Hintergrundinformation erst einmal durchgesickert, weiß der aufmerksame Hörer auch, was ihm da so bekannt vorkam, denn vor allem in der ersten Minute des Liedes kann man den Gitarrenriffs Parallelen zu Bloc Partys „Helicopter“ zusprechen.
Im Vergleich zu den Vorgängeralben fehlt es „+-“ jedoch etwas an rockigen Elementen, die Mew bisher immer sehr gut standen. Und auch vermisst der Hörer trotz einnehmender Klänge, Rhythmenwechsel und der typisch hellen Vocals die Vielschichtigkeit der Musik. Auf „+-“ wartet man auf eine Dichte – eine Linie quasi, die zwar schwer auszumachen, aber dennoch zu finden und gespannt zu verfolgen ist. Zu oft scheint das von Bjerre vielmals angepriesene „nicht denken, einfach machen“-Songwriting auf Kosten ehemals durchdachter Kompositionen zu laufen. „+-“ ist ein Album, das sich durchaus hören lassen kann, doch man hätte sich von einer Band, die bisher doch schon komplexe Musik an den Mann brachte, gerade nach sechs Jahren Schaffenspause mehr als nur etwas Positives und auch etwas Negatives gewünscht. Dann darf es beim nächsten Mal auch gerne wieder ein exorbitant langer Albumtitel werden.
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