Rezension

Maximo Park

Too Much Information


Highlights: My Bloody Mind // Lydia, The Ink Will Never Dry // Drinking Martinis
Genre: Indierock
Sounds Like: Arctic Monkeys // Art Brut // New Order

VÖ: 31.01.2014

Als Mitte 2012 „The National Health“ beworben wurde, wies Paul Smith jeden Wunsch nach Veränderung von sich. Wer das Album als Schatten vergangener Zeiten bezeichnet, schießt damit zwar etwas über das Ziel hinaus, denn dafür gab es doch noch zu viel Positives, gänzlich falsch liegt man mit dieser Aussage allerdings auch nicht, denn die alten Höhepunkte konnten nicht wiederholt werden. So sehr Smith es auch leugnete, ihm selbst und seiner Band ist es inzwischen auch aufgegangen, dass der Versuch der ständigen Wiederbelebung der alten Stärken auf Dauer nicht die Lösung sein kann.

Statt Stagnation steht also die Flucht nach vorne auf dem Programm. Auf der Suche nach dem neuen „Books From Boxes“ wird das so manchen Fan der ersten Stunde, der noch nichts vom Stilwechsel seiner einstigen Lieblingsband mitbekommen hat, erst einmal gegen den Kopf stoßen. Glücklicherweise sollte gerade bei diesen noch genug Restkredit vorhanden sein, um dem Album mehrere Durchläufe zu gewähren. Nach dieser Findungsphase wird es dann schnell deutlich. Man hat zwar kein pures Gold in den Händen, aber dafür haben sich doch auf der Pluspunkteseite der Liste mehr Einträge eingefunden als in der Minusspalte.

Da die Band die zwanghafte Suche nach dem nächsten großen Hit aufgegeben hat, ist es nicht verwunderlich, dass dieser auch tatsächlich ausbleibt. Dafür gibt es einige Halb-Hits, kleine Höhepunkte und Unerwartetes. Ein kleiner Ausflug in die elektronische Abteilung der Musikwelt in Form von drei Songs und ein paar Fragmenten in anderen Titeln wären da zu nennen, die an Erasure, die Pet Shop Boys oder auch ein wenig an Depeche Mode erinnern. Dass die Songs immer wieder ausbrechen und in Dynamik und Form variieren, ist ungewohnt, aber nicht deplatziert.

„Lydia, The Ink Will Never Dry“ erinnert noch am ehesten an die alten Maximo Park und punktet insbesondere durch Unaufdringlichkeit, kombiniert mit einer schönen kleinen Melodie und Paul Smith in seiner gewohnten Gesangsart. Wäre „My Bloody Mind“ nicht etwas zu wirr für den Durchschnittsradiosong, könnte man hier beinahe doch von einem Hit sprechen, denn hier kommt vieles zusammen. Ein skurriler, drückender Rhythmus, der den Track nach vorne peitscht, ein teilweise in Sprechgesang verfallender Smith, der danach, ergänzt von seiner Band, in sein normales Muster wechselt und plötzlich wieder so stark berührt wie zu besten Zeiten. Dazu gibt es noch das vielleicht schönste Gitarrenlick des Albums und einen Pianoausklang. Einfach großartig.

Trotz vorangegangener Dementi im Stile eines Fussballmanagers, der behauptet, dass der Trainer das volle Vertrauen des Vorstandes genießt, nur um ihn dann doch zu feuern, wagen Maximo Park rechtzeitig den Neustart. Trotz aller Experimente ergibt sich ein relativ rundes Gesamtbild, auch weil die gefühlvolle Melancholie und die textliche Raffinesse keineswegs verloren gehen. So erfrischend wirkte die Band seit dem Debüt nicht mehr.

Marcel Eike

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