Rezension

Maximo Park

A Certain Trigger


Highlights: Limassol // Postcard Of Painting // Apply Some Pressure // Graffiti
Genre: New-Wave-Punk
Sounds Like: Kaiser Chiefs // The Libertines // The Smiths

VÖ: 17.05.2005

NME-Hype, die 285te. Himmel, Herrgott nochmal, züchten die in ihren Redaktionskatakomben etwa all diese Bands? So langsam sollte man wirklich diesen Eindruck gewinnen. Auch Maximo Park wurden im Vorfeld in den Himmel gelobt ohne ein Album vorzuweisen. Die neuen Franz Ferdinand seien sie und ganz groß rauskommen werden sie. Das hat man in letzter Zeit so oft gehört und gelesen, dass man schon Kopfschmerzen bekam. Nun, zumindest das Warp Label scheint man schnell überzeugt zu haben, schließlich wurde mit Maximo Park die erste und bisher einzige Gitarrenband unter Vertrag genommen. Jetzt ist "A Certain Trigger" draußen und damit hat man totsicher einen ganz dicken Fisch an Land gezogen.

Ganz ehrlich, wenn das nicht das Sommeralbum 2005 wird, dann ist die Menschheit zur lebenslanger Klingeltonwerbung verdammt! Jeder Song ein Treffer in der Zielscheibe der Gehörgänge und jeder Ton ein Ruck in den Tanzbeinen. Das macht Spaß und eröffnet ein ungeheures Suchtpotential. Schon nach dem ersten Durchlauf will man nicht mehr aufhören, sondern einfach nur noch leichtfüßig durch die Wohnung springen.

Das fängt schon bei dem herrlichen Nordengland- Akzent von Sänger Paul Smith an. Allein dadurch erfahren Popperlen, wie das an die Beach Boys erinnernde "Kiss You Better" oder das bereits als Vorabsingle erschienene "The Coast Is Always Changing", eine ganz eigene Note. Das ebenfalls schon bekannte "Apply Some Pressure" wurde noch einmal einer Frischzellenkur unterworfen und kommt jetzt noch knackiger um die Ecke. Besonders herrlich auch wie konsequent das Keyboard in fast jedem Track genutzt wird. So gerät das Frage- Antwort Spiel zwischen Gesang und Tasteninstrument in "Now I´m All Over The Shop" schon fast zur Musicalnummer und atmet deutlich The Dresden Dolls Luft.

Nach weiteren Highlights braucht man nicht lange suchen. Das auf Zehenspitzen dahintrippelnde "Postcard Of A Painting" ist eine wahre Offenbarung und "Limassol" die Überhymne schlechthin. Hier beweisen Maximo Park auch ihre Offenheit darin, andere Stile in ihre Musik miteinfließen zu lassen. Der Noiseausbruch im Mittelteil gerät im Kontext des Albums so heftig, dass er gerade deshalb von ungeheurer Intensität strotzt. Und immer wieder diese kleinen Gimmicks, die so unfassbar glücklich machen. Sei es diese tolle Tempoforcierung am Ende von "I Want You To stay", oder der wunderbare Basslauf, der das hektische "Once, A Glimpse" zwischenzeitlich unterbricht. Wenn dann auch noch so ein netter Schrammelrocker ála "The Night I Lost My Head" und ein Garagenknüller der Marke "Grafitti" vorhanden sind, dann kann man auch über das völlig deplatziert wirkende "Acrobat" nicht meckern.

Bei dem aufkommenden Massenandrang an New Wave Bands, muss man sich fragen ,wann die Spitze des Eisbergs erreicht ist. Lange kann es jedenfalls nicht mehr dauern, bis der ganze Hype wieder implodiert und von der angesagten Bildfläche verschwindet. Ob Maximo Park bis dahin zu den Großen gehören werden darf nach diesem fulminanten Debüt jedoch kaum angezweifelt werden.

Benjamin Köhler

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