Rezension

Manchester Orchestra

Simple Math


Highlights: Mighty // Pensicola // Virgin // Simple Math
Genre: Alternative-Rock
Sounds Like: Brand New // Colour Revolt // Cursive // Biffy Clyro

VÖ: 13.05.2011

Geburt und Kindheit des Andy Hull schienen wahrhaftig unter keinem guten Stern zu stehen. Bereits zur Einstimmung in „Mean Everything To Nothing“ aus dem Jahre 2009 stellte der Sänger und Songschreiber von Manchester Orchestra das Problem zur Diskussion, als Sohn eines Pastoren geboren zu sein, auf „Simple Math“ konstatiert Hull nun süffisant: I was born an April fool, full of gold to a brothel, and saved all my sins („April Fool“).

Klingt beinahe, als wären hier erneut etliche persönliche Dämonen mit den Inhalten von Daddys Altar zu exorzieren – auf christliche Symbolik verzichtet „Simple Math“ jedoch ebenso weitestgehend wie auf den relativ straighten Emo-Grunge des Vorgängers. Sprangen Songs wie „Shake It Out“ dem Hörer noch kratzend und beißend ins Gesicht, ist hier vieles größer und üppiger arrangiert und verzichtet nicht auf Streicher, wo sie sich anbieten. Auf diese Art und Weise entstehen jedoch nicht nur ebenso opulente wie wunderschöne Schmetterlinge wie der Titeltrack, sondern auch fiese Termitenschwärme wie „Virgin“, dessen dunkle, langsame Gitarren auch in so manchen Psychothriller gepasst hätten und die wieder einmal die These bestätigen, dass manchmal nichts so beunruhigend wirken kann wie unerwartet auftauchende Kinder(-chöre).

Gen Ende des Albums bleiben Großtaten wie die anfänglichen „Mighty“ oder „Pensacola“ zwar aus, dies ändert jedoch wenig daran, dass das wohl alles in allem aufwühlendste Rockalbum des nicht mehr allzu jungen Jahres von einem gerade einmal 23jährigen geschrieben wurde und zudem als Quasi-Konzeptalbum all die Zweifel an Religion, Liebe und anderen Marginalien der Welt vertont, die sich in eben jenem gebildet haben. Man will Andy Hull im hoffentlich noch langen Rest seines Lebens natürlich nur das Beste wünschen, aber bei einem solchen Songwriter hofft man manchmal dann doch heimlich, dass die Sterne noch eine Weile so schlecht stehen bleiben – zumindest bis zum endgültigen Opus Magnum.

Jan Martens

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