Rezension
Lykke Li
Wounded Rhymes
Highlights: I Follow Rivers // Get Some // Youth Knows No Pain // I Know Places
Genre: Ethno-Pop // Dark Wave // Blues
Sounds Like: El Perro del Mar // Fever Ray // Stina Nordenstam
VÖ: 04.03.2011
Viel Mühe steckt in “Wounded Rhymes”, das hört man ihm an. Man sieht es ihm sogar an, denn das zum Album gehörige Booklet und erst recht die Musikvideos sind aufwändig produziert. Da hat sich jemand viele Gedanken gemacht. Lykke Li ist den schweren Weg gegangen und hat ihren Zweitling vollbracht. Nach dem riesigen Erfolg vom Hit-Monster „Youth Novels“ war das nicht einfach. Es galt zu überzeugen. Weniger die Kritiker und Fans, als sich selbst. Denn Lykke Li wusste, dass sie über sich hinaus wachsen musste. Und tief in sich hinein blicken ebenfalls. Nach dem ewigen Touren und den ständigen Terminen floh sie nach Amerika, um alleine zu sein. Um über sich nachzudenken, und um sich zu verändern, denn Lykke Li Zachrisson emanzipiert sich gerne, wenn nötig auch von sich selbst.
Im Gegensatz zu den poplastigen Mitsing-Hymnen auf „Youth Novels“ klingt „Wounded Rhymes“ geheimnisvoller und tiefgründiger. Ab und zu aber auch dahin gerotzt. Wie das zum Beispiel im Opener „Youth Knows No Pain“ der Fall ist. Die Orgel nölt eine Melodie und Lykke Li singt im herrlich leicht genervten Tonfall dazu. „I Follow Rivers“ klingt dank der Voodoo-Trommeln nach Fever Ray. Auch das mystisch anmutende, dazugehörige Video lässt Parallelen erkennen. Darin folgt Li, verschleiert in schwarzen Tüchern, tatsächlich ihrem besungenen „Baby“, wenn es sein muss auch barfuß durch den Schnee.
Im ebenfalls empfehlenswerten, aber in eine andere Richtung gehenden Video zum Song „Get Some“ liegt eher ein Britney Spears-Vergleich nahe. Lykke Li singt darin passender Weise „I´m Your Prostitute / You Gonna Get Some“ und räkelt sich um den Mikrophon-Ständer. Li spielt diese Rolle aber auf ironische Weise, ihr geht es um den Krieg der Geschlechter und um die Selbstermächtigung. Der “Get Some”-Remix von Beck klingt dank Bässen, Synthies und Shot-Gun-Abfeuerern wiederum nach einer light-Version von M.I.A.
Es gibt allerdings auch ganz andere Seiten auf „Wounded Rhymes“ zu hören. Zum Beispiel eine leicht schnulzige Ballade namens „Sadness Is A Blessing“, in der Lykke in klaren Tönen zur erstrahlenden Instrumentierung „Oh Sadness I´m Your Girl“ singt. Sie spielt mit zarten Melodien und gewichtigen Texten, und beweist dabei großes Talent.
„Perfekt“ ist ein solch mächtiges Wort, und doch nutzt Lykke Li es, um die Anforderungen an ihr neues Werk zu verdeutlichen: „Dieses Album musste perfekt sein, es muss für Dekaden vorhalten. Für alle Fälle.“, sagte sie in einem Interview. Es geht verdächtig nah in die Richtung des Perfekten, was sie da dieses Mal abgeliefert hat. Eine Steigerung wird jedenfalls beim nächsten Mal noch schwieriger werden.
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