Jeder, der Aström kennt und schätzt, wird schon nach einigen Sekunden des neuen Studioalbums bemerken, dass sich nicht nur die Musik, sondern scheinbar die ganze Lebenseinstellung des Schweden verändert hat. Klarer, lockerer, gar beflügelt gibt er sich auf Album #6. Keine Spur der bitteren Melancholie früherer Werke. Kaum noch Hymnen der Traurigkeit, schon gar nicht in der Perfektion eines "Defender", "You Don't Know How Good You Are" oder "Summer Version" (allesamt auf dem fabelhaften "Northern Blues"). Etwas, über das man sich natürlich aufregen könnte; aber mal ehrlich, mit dem zweiten Meisterwerk Aströms rechnet doch auch kaum einer mehr so richtig. Erfreut man sich lieber an dem, was man bekommt, denn schlecht war der immer so eisig wirkende Stockholmer ja sowieso zu keinem Zeitpunkt.

Mit "Conjure Me" und "The Dark" startet die CD um einiges flotter als alle bisherigen Alben. Voll im Poker-Trend folgt "All In", was jedoch gegen den Aström-Trend durch altbekannte Ruhe besticht - hier wird schnell deutlich, wo seine Stärken liegen. Doch nach eigener Aussage wollte der sympathische Schwede diesmal nunmal ein Country-lastiges Album machen. Dies ist auf jeden Fall gelungen, denn auch der größte Teil der restlichen Lieder orientiert sich an den ersten beiden und somit am Country. Der uneingeschränkte Höhepunkt ist jedoch einer der anderen Sorte und kommt mit "Not Cool Again" "besser spät als nie". Den Song als düster zu bezeichen, könnte einen falschen Eindruck erzeugen, doch im Vergleich zu den anderen neun Stücken ist er dies allemal. Begleitet von Soul-geprägten Frauenchören entfaltet das Lied vor allem gegen Ende seine ganze Pracht. Mehr davon.

Um es auf den Punkt zu bringen: Aus dem städtischen Rebell ist mit den Jahren also ein relaxter Country-Fan geworden. Wenn ich das einem Hardcore-Fan vor zwölf Jahren während Aströms glorreichen Fireside-Zeiten, neben den legendären Refused eine der besten des Genres in Schweden, erzählt hätte, hätte er mir wahrscheinlich nahegelegt, lieber selbst so schnell wie möglich auf's Land zu ziehen.

Paul Weinreich

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