Rezension

Kate Tempest

The Book Of Traps And Lessons


Highlights: People's Faces // Firesmoke
Genre: Rap // Storytelling
Sounds Like: Sound Of Rum

VÖ: 14.06.2019

Die britische Rapperin, Lyrikerin und Theaterautorin ist in letzter Zeit trotz ihrer großartigen lyrischen Werke negativ durch ihre öffentliche Unterstützung der antisemitischen BDS-Kampagne aufgefallen. Mit „The Book Of Traps And Lessons“ legt sie nun ihr viertes Album vor und macht genau da weiter, wo sie auf dem Vorgänger aufgehört hat: Mit Gänsehaut hervorrufendem, intensivem Storytelling.

Das Album startet im Privaten. Kate Tempest wählt dabei immerzu die richtigen Worte, um Szenerien darzustellen, die zutiefst vertraut scheinen, aber stets das Ungewisse und Spannungsvolle in sich tragen. Fließend ist der Übergang in das nächste Kapitel. Wo vorher wabernde Ambientsounds für Atmosphäre sorgten, tritt nun ein smoother Beat, der nur zur Untermalung des Gesprochenen dient. Tempest ist eine Spoken-Word-Meisterin, das Wort, der Klang der Silben und deren Wirkung stehen im Mittelpunkt. Die Instrumentals sind Mittel zum Zweck, die auch mal weggelassen werden können, aber meist unheilvoll und düster anmuten – genau wie das Gesellschaftsbild, das sie zeichnet.

Kate Tempest schlägt dabei die Brücke vom Privaten ins Öffentliche, zieht scharfsinnig Schlüsse, klagt an und mahnt wie eine Predigerin. „When people are hurt, they need people to blame, but be aware of the fear you can’t name.“ sagt sie im düsteren „Three Sided Coin“ und bezieht sich dabei mehr als einmal auf dem Album auf gesellschaftliche Entwicklungen der letzten Monate und Jahre. „Our leaders aren’t even pretending not to be demons – so where is the good heart to go but inwards?“ Liegt die Antwort also im Weltverweigern? Zwar findet sie Hoffnung und Trost im Privaten, aber auch viele unverheilte Narben und Schmerz, die sich als mindestens genauso große Herausforderung herausstellen, wie die großen Fragen der Welt. „Love is a selfmade trap“ im schunkelnden „I Trap You“, klingt nicht nach glücklicher Zweisamkeit und das wütende „All Humans Too Late“, ein lyrischer Abriss über Rassismus in der Gesellschaft, Onlinewahn und zwischenmenschliche Ignoranz, klingt alles andere als tröstend. Die Platte endet jedoch mit versöhnlichen Tönen. In „Firesmoke“ zeichnet Tempest ein vorsichtig optimistisches Bild, bevor sie im abschließenden „People's Faces“ die Platte resümiert und die Hörer*innen mit einer wohltuenden Message entlässt. „There is so much peace to be found in people's faces.“

Tempest thematisiert Gedanken, die angesichts privater Herausforderungen und des Zustands der Welt viele Menschen umtreiben und schafft es dabei wortgewandt und pointiert Perspektiven zu umreißen und somit ein für 2019 hoch aktuelles und relevantes Album zu veröffentlichen. Kaum zu glauben, dass die Rapperin bei so viel Reflektions- und Einfühlvermögen der BDS-Kampagne positiv gesonnen ist.

Abhilash Arackal

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Kate Tempest - People's Faces
Kate Tempest - Firesmoke

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