Rezension

Isobel Campbell & Mark Lanegan

Sunday At Devil Dirt


Highlights: Seafaring Song // The Raven // Black Burner
Genre: Folk
Sounds Like: Leonard Cohen // Bonnie "Prince" Billie // zNick Drake // Bob Dylan

VÖ: 09.05.2008

Im Jahre 2006 geschah es, dass zwei auf den ersten Blick ungleiche, nur bedingt zusammen passende Musiker sich anschickten, gemeinsam ein Album mit dem schönen Titel „Ballad Of The Broken Seas“ aufzunehmen. Die Rede ist von Isobell Campbell, bekannt durch die eher verhaltenen Belle & Sebastian, und Mark Lanegan, seines Zeichens Sänger von vergleichsweise härteren Bands wie Screaming Trees und Queens Of The Stone Age. Man kreierte eine Platte, die sich irgendwo zwischen Folk, Country und melancholischem Pop befand und bis auf einige Ausnahmen auch ein gutes Kritiker- und Fanecho hervorrief. Dass den beiden diese Zusammenarbeit sichtlich gefiel, bekommen wir nun mit „Sunday At Devil Dirt“ bewiesen, dem zweiten Longplayer dieses Duos.

Das "Debut" hatte eigentlich nur eine erkennbare Schwäche. Vieles wirkte bei diesem ersten Versuch der beiden, sich gesanglich aufeinander einzustellen, noch ungelenk oder schlecht abgestimmt. Man sang zwar Duette, jedoch schien es, als singe jeder für sich seine Texte, ohne mit dem Partner die stimmliche Symbiose zu wagen. Daran haben Isobell & Mark hörbar gearbeitet, melodiös gehen die jeweiligen Parts nun ineinander über, die raue, tiefe Stimme des einen und der Säuselsingsang der anderen. Bemerkbar macht sich dies bereits wunderbar im ersten Titel „Seafaring Song“. Die Akustikgitarre wird ausgepackt, von irgendwoher noch ein paar Streicher eingespielt, dazu begleiten sich die beiden Protagonisten dieses Stückes in lieblicher Stimmlage gegenseitig. Fertig ist die träumerische Einstiegsballade. Auch der zweite Versuch sitzt. „The Raven“, hauptsächlich von Lanegan gesungen, könnte die Spannungsballade eines Westerns sein, Isobell darf dazu verhaucht den Wind imitieren. Stilistisch hat sich also nicht viel getan seit „Ballad of The Broken Seas“. War aber auch nicht nötig, ist die Musik doch durchaus auf die beiden zugeschnitten.

Von Folksong zu Folksong hangeln sich die Beiden durch das knapp Schallplattenlänge umfassende Album, das geistige Auge sieht die beiden währenddessen flirtend miteinander in einer Bar stehen und singen. Bleibt zu hoffen, dass dort niemand eifersüchtig werden kann. So verführt Isobell mit ihren seichten „La-La-Las“ in „Who Built The Road“ sicher so einige Ohren. Interessant und überraschend kommt „Black Burner“ daher, handelt es sich hierbei doch um einen schleppenden Gospelsong, über dessen spukendem Chorgesang Lanegan schon sehr Tom Waits ähnelt und dessen Ende in einem Tangofinale mündet. Der „Shotgun Blues“ wird allein Mrs. Isobell überlassen, zwischen einer schiefen Klampfe bleibt einem das dauerhafte „Oh Darling“ des Stückes deutlich im Ohr haften.

Atmosphärisch und stimmlich bietet dieses Album also deutlich mehr Geschlossenheit und Qualität als das erste, nur noch kleinere Abstimmfehler oder schwächere Songs („Something To Believe“) hinterlassen lediglich marginale Schwachpunkte. Spätestens durch das abschließende „Sally Don’t You Cry“ lässt sich fast sicher voraussagen, dass „Sunday At Devil Dirt“ nicht das letzte gemeinsame Album der Zwei sein wird.

Klaus Porst

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