Rezension

Howling Bells

Radio Wars


Highlights: Let´s Be Kids Again // It Ain´t You // Radio Wars Theme // Into The Chaos // Digital Hearts // Cities Burning Down
Genre: Indie-Rock // Country-Pop // 80´s Melancholy
Sounds Like: The Duke Spirit // Metric // PJ Harvey

VÖ: 27.02.2009

Mit der Hoffnung auf Ruhm und Erfolg zogen die Howling Bells hinfort aus der Heimat, weg vom heißen Australien, ins verregnete England. Und dort, im Lande des Indie-Rock und Brit-Pop, entstand ihr zweites Album „Radio Wars“. Deutlich poppiger als das selbstbetitelte Debüt soll es geworden sein, und es soll endlich den richtigen Durchbruch bringen. Das scheint jedenfalls der große Wunsch der Band selber zu sein, denn wenn man die fragt, ob sie die Vorstellung mögen eine „big, big band“ zu werden, kommt ihre Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Fuck Yeah!“, natürlich möchten sie das! Bis dahin gilt es allerdings noch einige Gefechte mit den Radiostationen auszutragen, denn wenn diese die Howling Bells nicht spielen möchten, dann bleibt der große Erfolg, jedenfalls was die Charts angeht, wahrscheinlich eher aus. Natürlich kann es für jeden Musiker nur wünschenswert sein, Geld mit der eigenen Musik zu verdienen, aber eine hohe Chart-Position anzustreben, hat leider auch schon die Schönheit vieler Lieder zerstört.

Ganz gleich, ob die Howling Bells nun den kommerziellen Durchbruch schaffen, „Radio Wars“ ist ein wunderbar verträumtes und entrücktes Album. Juanita Steins Stimme zieht sich verrucht und märchenhaft durch die einzelnen Songstrukturen. Diese kommen mal poppig schnell - wie im Opener „Treasure Hunt“ - verwegen düster - wie im „Radio Wars Theme“ das ohne Titel-Nummer-Angabe zwischen Song 6 und 7 läuft - oder auch zuckersüß und mit nach Glöckchen klingenden zarten Gitarrenanschlägen wie in „Ms. Bell´s Song“ daher.

„Let´s Be Kids Again! Life Was So Simple Then! Let´s Be Kids Again! Again!” So beginnt Juanita Stein den Song “Let´s Be Kids Again” voller Wehmut in der Stimme. “Somebody Told Me Don´t Ever Look Back, Just Look To The Future, But I Can´t Do That, But Just For A Moment I Wanna Be Free, To Dream How I Used To Dream It Could Be”, singt sie weiter. In den Melodien liegt so viel Zauber und so viel Nostalgie, dass man am liebsten selber wieder Kind wäre; im sommerlichen Garten herum tollend und die Kerzen auf der Geburtstagstorte auspustend.

Die Howling Bells haben es mit „Radio Wars“ zum zweiten Mal geschafft, ein Album voller Glanzstücke zu erschaffen. Dennoch scheint es, als ob sie ein wenig ihres nach spröden, kargen Wüstenlandschaften klingenden Sounds eben in Australien zurückgelassen haben. Während sie auf ihrem Debüt noch eher an Nick Caves teilweise rauen Töne erinnerten, klingen sie nun in der Tat vermehrt nach ihren britischen Kollegen. Die perfekte Lösung, um die alte Verruchtheit zurückzuholen, wäre natürlich eine Kooperation à là Nick Cave And The Howling Bells. Wer weiß, was die Zukunft bringt.

Marlena Julia Dorniak

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