Rezension
Hercules And Love Affair
Blue Songs
Highlights: Painted Eyes // Answers Come In Dreams // Falling // Visitor
Genre: Disco // Pop // 80s-90s House
Sounds Like: Sam Sparro // Chromeo // Yazoo // Hot Chip
VÖ: 28.01.2011
Aus Altem Neues schaffen – eine Paradedisziplin von Hercules & Love Affair, dem Projekt um den New Yorker DJ Andrew Butler. Viele längst eingemottete Musikrichtungen waren zuvor bereits wiederbelebt worden, ein groß angelegtes Disco-Revival war jedoch bis dato noch nicht dabei gewesen. Als Hercules & Love Affair vor knapp zwei Jahren ihr Debütalbum auf den Markt brachten, hatten sie genau das zu bieten, noch dazu in Kombination mit Antony Hegarty als einem von mehreren Interpreten am Mikrofon. Beeindruckendstes Ergebnis dieser Kollaboration: Die Übersingle "Blind", über die wirklich niemand etwas Negatives zu sagen hatte. Dies auf dem nun erschienenen "Blue Songs" zu wiederholen, ist allein aus personellen Gründen unmöglich: Hegarty ist nämlich nicht mehr dabei. Als Ausgleich haben sich zwei neue Sänger dem Projekt angeschlossen: Der Amerikaner Shaun White und Aerea Negrot, eine transsexuelle venezolanische Opernsängerin. Die darf gleich im Opener "Painted Eyes" beweisen, dass sie dazu imstande ist, den Wegfall Hegartys zu kompensieren.
Die Klangfarbe ihrer Stimme macht ihr das nicht allzu schwer, klingt sie doch wie eine etwas heller eingefärbte Version Antonys, die aber eine ähnliche Markanz aufweist. Auch ansonsten ist "Painted Eyes" ganz im Stile des Vorgängers gehalten, so dass dem Hörer der Einstieg in das Album leicht fällt. "My House" hat jedoch mit Disco kaum noch etwas am Hut und orientiert sich dafür an den Anfängen des House der späten 80er und frühen 90er Jahre. "Answers Come in Dreams" erinnert wieder stärker an "Blind", fällt aber vielleicht eine Spur schwermütiger aus. Mit zwei Songs gen Albummitte versucht Andy Butler dann, das Projekt Hercules & Love Affair in eine völlig neue Richtung zu lenken. Beiden Titeln fehlt jeglicher Dance-Appeal: "Boy Blue" ist auf einer mit Halleffekten hinterlegten Akustikgitarre basiert und ein noch durchaus hörenswertes Experiment, während "Blue Song" – trotz verspielter Klarinettenbegleitung – doch allzu langatmig geraten ist.
Hercules & Love Affair sind eben eher auf der Tanzfläche zuhause, wie "Falling", das die Disco- und House-Einflüsse der Scheibe vereint, beweist. Auch Kele Okereke, der sich seit letztem Jahr auch selbst als Elektrointerpret verdingt, darf auf einem Song mitwirken. Das Resultat "Step Up" ist aber eher beliebig geraten und Okerekes etwas weinerliche, immer gleich klingende Stimme kann mittlerweile auch nicht mehr begeistern. Das düstere, technoide "Visitor" zeigt dann die weniger verletzliche Seite von Hercules & Love Affair. Eine Facette, die vielleicht ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft der Band sein könnte. Dass die langsamen, nicht tanzflächenorientierten Nummern inklusive dem Schlusstrack allesamt nicht vollends überzeugen können, spricht jedenfalls für sich. Bleibt zu hoffen, dass Andrew Butler sein Faible für elektronische Tanzmusik auch in Zukunft behält.
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