Rezension

Hauschka

What If


Highlights: Constant Growth Fails // Nature Fights Back // We Live A Thousand Years
Genre: Neo-Klassik // Elektro
Sounds Like: Four Tet // Peter Broderick // Dustin O'Halloran // Pantha Du Prince

VÖ: 31.03.2017

Die vergangenen beiden Jahre standen für Volker Bertelmann alias Hauschka ganz im Zeichen der Filmmusik. Eine erfolgreiche Geschichte, die ihm zuletzt an der Seite von Dustin O'Halloran sogar Oscar- und Golden-Globe-Nomminierungen für den Soundtrack zu „Lion“ einbrachte. Sanfte Pianoballaden prägten in dieser Schaffenszeit das musikalische Bild. Mit seinem neuen Album lässt Hauschka nun aber wieder seiner experimentellen Ader freien Lauf.

„What If“ heißt die Platte und die einleitende Fragestellung wird durch die jeweiligen Songtitel vervollständigt. Es sind existentielle, die Globalisierung kritisierende Fragen, die Hauschka in den Raum wirft und akustisch ausstaffiert. Ja, was wäre, wenn beispielsweise das Wirtschaftswachstum irgendwann fehlschlägt? „Constant Growth Fails“ illustriert dieses Szenario in einem hektischen Sound-Stakkato, in dem pulsierende Elektro-Beats und Piano-Klänge wie eine geölte Maschine Hand in Hand gehen, aber dann irgendwann ersterben. Oder was, wenn wir nahezu ewig leben würden? „We Live A Thousand Years“ hüllt sich dazu in musikalisch komplexen Gedankengängen, doch der bedrohliche Unterton ist nicht zu überhören.

Es ist ein verdammt interessantes Konzept, das Hauschka auf „What If“ verfolgt und das tatsächlich auch etwas Hirnschmalz erfordert. Nicht nur wegen der philosophischen Themen, sondern auch aufgrund der Arrangements, die dermaßen detailliert sind, dass man sie erst mal ordnen muss, um das größere Gesamtbild zu erfassen. In der Hinsicht ist Hauschka mittlerweile in Sphären von Soundbastlern wie Four Tet angekommen, der seine Stücke ganz ähnlich komponiert.

Deshalb ist „What If“ natürlich auch kein Album geworden, das man mal eben im Vorbeigehen konsumiert. Man muss sich Zeit nehmen und sich auf das Konzept einlassen, auch wenn die Platte durchaus sogar über clubtaugliche Momente verfügt („Nature Fights Back“). Alles in allem bleibt Hauschka auf seinem neuesten Werk aber ein Ausnahmekünstler, der Experimente eingeht, Dinge wagt und sich nicht auf ausgetretenen Pfaden ausruht.

Benjamin Köhler

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