Rezension

Hauschka

A NDO C Y


Highlights: Hashima Island // Varosha
Genre: Klaviermusik // Postrock
Sounds Like: Steve Reich // Phil Glass // John Cage // Nils Frahm // Peter Broderick

VÖ: 07.08.2015 (Import)

In „Abandoned City“ gab der Klaviermusiker Hauschka letztes Jahr einigen der Geisterstädte dieser Erde ein musikalisches Gesicht. Nach Godspeed You! Black Emperors Stück „East Hastings“ der ersten Minuten von „28 Days Later“, welches längst über den Film hinausstrahlt, ist ihm damit einer der eindringlichsten Soundtracks zum Betrachten des morbiden Charmes verlassener Stätten gelungen. „Abandoned City“ ist der Soundtrack für nächtliches Laufen, zum Abschalten um einen herum, zum kompletten Einigeln. Nun sind diese Städte komplett verfallen, von ihren Lettern ist noch „A NDO C Y“ übrig, welches nun auf einem Release einige zusätzliche Stücke, Improvisationen und Remixes rund ums Thema versammelt. Diese konsequente Weiterführung setzt ohne Pause dort an, wo das Hauptwerk aufhörte.

Auf seinem manipulierten Klavier schafft Hauschka instrumentelle Klangkonstruktionen und markiert weitere verlassene Punkte auf der Weltkarte – sei es die verlassene Insel Hashima in Japan oder der ehemalige Touristenort Varosha auf Zypern, dessen Türme heute Suppenschildkröten beherbergen. Hauschka schafft es, nicht nur gute Musik zu schreiben, sondern allein durch die Titel den Hörer neugierig zu machen, was es denn für Orte sind, die dort musikalisch zu bereisen sind. Konsequenter wäre nur, an diesen Orten selbst zu spielen und dort aufzunehmen.

Wie Hauschkas Experimente live klingen, davon zeugt übrigens die zweite Hälfte dieser Veröffentlichung. Basierend auf „Abandoned City“ spielte er im japanischen Yufuin zwei je etwas zwanzigminütige Sets ein, die „A NDO C Y“ beiliegen und bisweilen gar stille Ausflüge in Noise, Ambient und Field Recordings wagen. Darüber hinaus beinhaltet das Album einen Remix von Devendra Banharts „Agdam“, der sich fast im Nichts auflöst, und von Eluviums „Stromness“, der starke Shoegazeanleihen hat. „A NDO C Y“ ist bislang in Deutschland nicht erhältlich, der Release nur in den USA vorgesehen. Dies ist durchaus schade, für Liebhaber atmosphärischer Klaviermusik und Postrock hat man hier ein schönes Gesamtpaket geschnürt, das trotz der unterschiedlichen Inhalte wie ein zusammenhängender Soundtrack wirkt.

Klaus Porst

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