Rezension

Great Lake Swimmers

Ongiara


Highlights: Backstage With The Modern Dancers // Changing Colours // I Am Part Of A Large Family
Genre: Ambientfolk
Sounds Like: Iron & Wine // Nick Drake // Red House Painters // Sparklehorse

VÖ: 20.04.2007

Eigentlich kommen die Great Lake Swimmers zu einem völlig falschen Zeitpunkt mit ihrem neuen Album um die Ecke. Der Sommer hält Einzug und verdrängt damit alles melancholische Gemüt. In diesem Moment sind es knapp 30°C und Sänger Tony Dekker erzählt mir etwas über den Kreislauf von Leben und Tod. Da muss man schon einiges zu bieten haben um zu überzeugen und nicht den Blick in das Plattenregal auf der Suche nach Maximo Park zu leiten. Glücklicherweise erweisen sich die Great Lake Swimmers weiterhin als die Band, auf die man sich mit jedem neuen Release getrost verlassen kann.

Zentrales Thema von „Ongiara“ ist die Beziehung der Band zu ihrem Heimatland Kanada. Das fängt beim Albumtitel an, der dem Namen einer Torontoer Hafenfähre entspricht, geht weiter mit dem Artwort (die Rocky Mountains plus Weißkopfseeadler) und findet sich schließlich vor allen Dingen in den Songtiteln und Texten wieder. Mit dem Opener „Your Rocky Spine“ gibt es sogar gleich eine ganze Ode an Kanada. Soviel Patriotismus kennt man sonst eigentlich nur von den Nachbarn. Aber im Gegensatz zu diesen prahlen die Great Lake Swimmers nicht mit den Vorzügen ihrer Heimat, sondern stellen ganz einfache Alltagsbeobachtungen fest.

Angenehm einfache Kost also, die sich mit dem typischen Folksound und dem wohlklingenden Timbre von Tony Dekker zu einer wunderbar entspannenden Melange verbindet. Unter den zahlreichen Gastmusikern befindet sich mit Owen Pallett (Final Fantasy/ The Arcade Fire) auch ein bekannter Name, der, wie auch nicht anders zu erwarten, für die kompletten Streicher Arrangements verantwortlich war. Um die bestmögliche Klangkulisse einzufangen, nahm man das Album zudem in der legendären Aeolian Hall auf, die für ihren einmalig warmen Sound weltbekannt ist.

Dementsprechend aus einem Guss kommt „Ongiara“ auch daher. Das Album funktioniert prächtig in seiner Gesamtheit, so dass sich echte Highlights erst nach mehrmaligem Hören erkennen lassen. Die schwermütige Ballade „Backstage With The Modern Dancers“ operiert ganz tief am Herzen und tiefe Seufzer lassen sich kaum vermeiden. Auch das wunderbare „Changing Colours“, mit Serena Ryder während dem Refrain im Duett vorgetragen, entpuppt sich als echter Gefühlsverstärker. Sowieso ist die ganze Platte ein Fest für Verliebte. So gesehen passt der Veröffentlichungszeitpunkt wieder. Also „Ongiara“ einpacken und das nächste Mal am See ein wenig länger bleiben, um den Sonnenuntergang mit der/dem Liebsten zu genießen.

Benjamin Köhler

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