Rezension

Great Lake Swimmers

Lost Channels


Highlights: Palmistry // Everything Is Moving So Fast // She Comes To Me In Dreams
Genre: Folk
Sounds Like: Iron & Wine // Bonnie "Prince" Billy // M. Ward // Pete Yorn

VÖ: 27.03.2009

Man kann Tony Dekker, Kopf der Great Lake Swimmers, durchaus einen gewissen Grad an Perfektionismus vorwerfen, wenn es um die Wahl der Aufnahmelokalitäten seiner Alben geht. Ständig auf der Suche nach akustisch einmaligen Plätzen verschlug es die Band dieses mal nach den klanghaften Thousand Islands, eine malerische Landschaft zwischen Toronto und Montreal am Abfluss des Ontariosees. Dort nahm man „Lost Channels“ in alten Kirchen, ungenutzen Getreidesilos und Gemeindesälen auf, immer mit dem Vorhaben Dekkers wunderschöne Stimme so natürlich wie möglich einzufangen.

Nicht minder gewissenhaft ist die Themenwahl, die die Great Lake Swimmers bei ihren Alben vornehmen. Ging es bei „Ongiara“ noch um ihr Heimatland Kanada, steht bei „Lost Channels“ größtenteils der Fluß als zentrales Element im Vordergrund. Das mag zum Einen sicherlich an den Thousand Islands liegen, andererseits eignet sich der Fluß auch wunderbar als Symbolik für den Lauf der Zeit, der auf dem Album immer wieder in den Songs auftaucht und über den ausgiebig philosophiert wird.

Musikalisch gibt es erfreulicherweise zuerst einige Neuerungen zu verzeichnen, schließlich deutete sich bereits auf dem Vorgänger an, dass das gediegene Folkkorsett für die Band allmählich zu eng wird, um noch auf voller Albumlänge überzeugen zu können. Ohne großes Vorspiel geht es mit dem tollen Ohrwurm „Palmistry“ recht flott los und auch das spätere „She Comes To Me In Dreams“ hätte durchaus auch eine Nada Surf Nummer werden können, wenn nicht die Pedal Steel Gitarre im Hintergrund wäre. Dazu packt man in „The Chorus In The Underground“ sogar Banjo und Geige aus, was die ansonsten eher minimalistisch arrangierten Songs erfrischend aufpeppt.

Auch gibt es wieder die obligatorisch großartigen Balladen in Form von „Everything Is Moving So Fast“ und „Stealing Tomorrow“, auf die man sich bei den Great Lake Swimmers einfach verlassen kann. Leider hält besonders das Ende von „Lost Channels“ nicht, was der Beginn versprach. Zu viele nichtssagende und belanglose Songs, die man alle schon wesentlich besser von Tony Dekker gehört hat, reihen sich ab dem letzten Drittel des Albums aneinander. Besonders „Still“ ist ein absolutes Ärgernis, obwohl der Song bei jedem KJG-Hüttenwochenende sicherlich der absolute Hit sein dürfte. Weitere Uptempo Songs und ein wenig mehr Mut zu mehr Neuerungen hätten „Lost Channels“ sicherlich gut getan. So bleibt man vorerst weiterhin tief in der Folkschublade stecken.

Benjamin Köhler

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