Rezension

Gravenhurst

The Western Lands


Highlights: Saints // Hollow Men // Trust // Hourglass
Genre: Indie-Rock // Singer/Songwriter // Post-Rock
Sounds Like: Red House Painters // Jeff Buckley // Muse // Dakota Suite

VÖ: 14.09.2007

Gravenhurst als Band zu bezeichnen, wäre auch nach „The Western Lands“ falsch. Auch wenn die drei Briten Nick Talbot, Paul Nash und Dave Collingwood geschlossener denn je klingen, ist es zu einem überdurchschnittlich großen Teil ersterer, der für das bisher beste Herbst-Album des Jahres verantwortlich ist. Mastermind wird so jemand genannt. Und ja, Nick Talbot wird dieser Bezeichnung mehr als nur gerecht. Er ist wirklich Meister seines Fachs. Wer das bisher nicht glaubte, sollte sich die folgende Lobeshymne besonders zu Herzen nehmen, sein Sparschwein zertrümmern und sich eines besseren belehren lassen. Denn es ist wirklich schwer zu beschreiben, was für ein Gefühl sich breit macht, wenn der stampfende Beat des ersten Stückes „Saints“ einsetzt.

Bei solch melancholischen Werken muss man von vornherein zwei Fälle unterscheiden: Zum einen gibt es Musik, die trotz offensichtlich guter Songstrukturen, kreativer Wendungen, bombastischer Streicherwände und 100km-tief-traurigen Gesangs in etwa soviel Wirkung auf den Hörer hat, wie eine Tasse lauwarmer Fencheltee bei einem Schwerverletzten - und zum anderen gibt es Musik wie die von Gravenhurst.

Es bedarf keiner außergewöhnlichen Instrumente - Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, mehr nicht. Doch auch nach dieser Fallunterscheidung lässt sich das Eröffnungsstück kaum beschreiben, es sei denn, der Leser möchte nun eine Auflistung anerkennender Adjektive. Da jene selten weiter helfen, lassen wir einen kurzen Textauszug für sich selbst sprechen: “At seventeen I heard my calling, To suffocate with my embrace, Murder ten to save a hundred, Drown the whole world in my faith, From a long line I descended, Immaculate, an empty womb, And the spur is desperation, Maybe God is desperate too.“ Großartige Gitarren, großartige Texte. Die Haare an den Armen stehen zu Berge. Gänsehaut wird dieser Zustand genannt.

Obwohl Talbot auf seinem vierten Studioalbum auf post- bist prog-rockige Ausbrüche, wie in „Down River“ und „Song From Under The Arches“ vom Vorgänger „Fire In Distant Buildings“, verzichtet, ist jede Menge Abwechslung geboten. So ist „She Dances“ Kraut, „Hallow Men“ ein wenig mehr Rock, das Titelstück rein instrumental und „Farewell, Farewell“ ein Traum in Form eines Songs. Allen Liedern ist nur eines gleich: Sie haben Melodien, bei denen man schlicht nicht versteht, warum sie nicht schon vorher jemanden eingefallen sind. Viel zu schön.

“We could hammer it out in a neutral space, And he would say, She will suck you in, She will fuck you up, She will throw you away, And trust is a hard thing to come by these days.“

Paul Weinreich

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