Rezension

Gravenhurst

The Ghost In Daylight


Highlights: Islands
Genre: Melancholischer Pop
Sounds Like: Calla // Red House Painters // Sophia

VÖ: 27.04.2012

Da Geister meist recht transparent in Erscheinung treten, ist es ein schwieriges, sie im hellen Lichte des Tages zu erblicken. Dennoch versucht Nick Talbot alias Gravenhurst eben jenes: „A Ghost In Daylight“ macht sich auf die Suche nach kaum erkennbaren, verschwommenen Gestalten. Das Cover führt uns dabei über dunkle Brücken, hellgraue Fassaden und dunkelweiße Wolken. Diese Farbwahl ist im positiven wie negativen Sinne clever gewählt – beschreibt sie doch treffsicher die Musik Gravenhursts: seicht, melancholisch dunkel, nur in Schattierungen voneinander abweichend.

Was zum einen für eine erkennbare, klare Grundstimmung sorgt, führt in langer Dauer jedoch dazu, sich als Hörer zu langweilen, zumal der Stil Gravenhurst sich seit den ersten Veröffentlichungen kaum geändert hat. Im Gegensatz zum sehr guten „Fires In Distant Buildings“ snd sogar die markanten Gitarrenspuren, deren Soli für den einen oder anderen Gänsehautmoment sorgten, noch weiter reduziert worden. So bleiben nur noch Klavier, Streicher und abgedämpftes Schlagzeug über – und Talbots Gesang. Auch dieser jedoch nuanciert zwischen Grautönen – mal ist es ein Hauchen, mal ein Flüstern, ein leichtes Säuseln.

Dank der Eintönigkeit der Tagesgeister reißen selbst mittelmäßige Songs aus der Unaufmerksamkeit – nur, weil sie leicht anders sind, wie "Islands", das durch überwiegenden Synthesizereinsatz von der üblichen Melange aus sanften Instrumentierungen ausbricht. So wie Geister mangels Körperzustand bislang selten Farbe zeigten, hat auch dieses Album das Problem, die Lebenden dieser Welt kaum zu erreichen. Denn wer wäre jetzt schon gern Geist – gerade wo sich das blühende Leben an jeder Straßenecke bemerkbar macht?

Klaus Porst

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