Rezension

Future Islands

As Long As You Are


Highlights: For Sure // Thrill
Genre: Synthpop
Sounds Like: Motorama // Metronomy

VÖ: 09.10.2020

Future Islands sind mit "As Long As You Are" bei sich selbst angekommen.

Es gibt ein Davor und ein Danach für Future Islands. Vor dem Durchbruch, vor "Seasons" vor Letterman und nach alledem. Davor kennt man sie nur in gut unterrichteten Indie-Kreisen, danach auf einmal nahzu überall. Was folgt sind lange Touren, große Festivals, Plattenverträge. Für Frontman Samuel Herring aber ist all das mehr Fluch als Segen. Er beginnt unter dem straffen Tourleben zu leiden, das 2017er Album der Band "The Far Field" stellt ihn nicht zufrieden.

"As Long As You Are" ist das Dokument eines Ankommens und eines Neuanfangs. Herring hat sich nach Schweden zurückgezogen, hat in Solo-Projekten kreative Impulse ausgelebt und sich mit dem Erfolg von Future Islands arrangiert. Dem Gefühl, vom Erfolg getrieben zu werden, setzt er eine neugewonnen Ruhe entgegen und die Überzeugung zu sein, wo er sein will.

Herring fängt immer wieder meditative Momente ein, insbesondere Wasser dient ihm als Motiv für das Innehalten, vom Plattencover über die die Platte eröffnenden Möwenschreie und die zentrale Frage "Do I deserve the sea again?" auf dem Opener "Gada", bis zum Closing Track "Hit The Coast". Am Meer stehen, wird für Herring zum Äquivalent der Selbstzufriedenheit und des Zur-Ruhe-Kommens.

Musikalisch ändert sich indes wenig. Druckvolle Synthesizer, schnelle Basslines und Herrings einzigartige Gesangsperformance zeichnen die elf Stücke. Die Songs sind etwas ausgefeilter als zuletzt, der Sound hat mehr Gespür für Details. Lediglich das Tempo von "As Long As You Are" hebt die Platte musikalisch vom Rest des Bandkatalogs ab. Zwar tobt sich die Band auf Songs wie der Single "For Sure" immer noch in Dancefloor-kompatiblen Synth-Bangern aus, auf Albumlänge ist aber eine neue Ruhe eingekehrt, die mit den Themen der Platte harmoniert. Der Opener "Glada" ist ein langsam wachsender Slow-Jam, "Thrill", der heimliche Star der Platte lässt einen langsamen Drumbeat und sphärische Synthesizer das zentrale Element des Songs, Herrings Stimme, ummalen.

"As Long As You Are" markiert keinen Bruch in der Diskographie von Future Islands. Deutlich wird aber ein neues Selbstverständnis, das nicht nur auf den außergewöhnlichen Live-Qualitäten und den Erfolg von "Seasons" beruht. Future Islands haben zu sich selbst gefunden und ein Album geschrieben, das ein ambivalentes Kapitel der Bandgeschichte abschließt und hoffentlich ein neues öffnet.

Robin Jaede

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