Rezension
Friska Viljor
My Name Is Friska Viljor
Highlights: Painted Myself In Gold // Dreams // In My Sofa I'm Safe
Genre: Indiepop
Sounds Like: Shout Out Louds // Jens Lekman // Peter Bjorn & John
VÖ: 26.06.2015
Wenn eine Beziehung mehrere Jahre hält, dann ist irgendwann normalerweise die Luft raus. Oder zumindest der Funke verflogen. Dann nerven auf einmal all die kleinen Dinge, die man anfangs am anderen noch so süß und spannend und aufregend fand. Friska Viljor kennen die Situation und beschreiben sie kurz und ironisch im Song „Laundry“, dessen gesamter Text so geht: How you're supposed to be in love // when you're just talking about the laundry // or when you always tell me to clean up // when you will never give me time alone // and when you never ever stop. Und Fans von Friska Viljor kennen dieses Gefühl auch. Es beschleicht sie jedes Mal, wenn ein neues Album der Schweden auf den Markt kommt. Auch „My Name Is Friska Viljor“ wird wahrscheinlich nicht für neuerliche Freudenschreie und Herzklopfen sorgen wie einst „Bravo!“. Aber das heißt noch lange nicht, dass man jetzt voller Enttäuschung aus allen Dinge, die an die Schweden erinnern, einen Scheiterhaufen bauen sollte.
Eigentlich ist nämlich alles wie immer: Überschwänglich fröhlicher Gesang und Lalalas, die Erinnerungen an durchgegröhlte Nächte am Lagerfeuer wecken, Bläser, die allerorten die Stimmung heben und persönliche Lyrics, mit denen man sich als Hörer gut anfreunden kann. Ob es nun um die musikalischen Jugendsünden geht oder darum, dass man als Familienvater nicht mehr so häufig raus kommt, wie man möchte, aber sich andererseits auf seinem Sofa auch ganz wohl fühlt – ja, das sind Themen, mit denen man sich gut identifizieren kann. Und nein, es finden sich auf „My Name Is Friska Viljor“ keine emotionalen Hymnen über Herzschmerz, wegen der man den Schweden damals auf den Leim gegangen ist.
Es kann gut sein, dass Friska Viljor diesen komischen Albumtitel gewählt haben, um genau das zu demonstrieren. Sie sind keine neue Band, haben ihren Sound nicht neu erfunden und überhaupt: Sobald das Intro anfängt, erkennt jeder, um welche Band es sich handelt. Aber Daniel Johansson und Joakim Sveniingsson sind jetzt Familienoberhäupter in stabilen Beziehungen und haben neben Musik noch eine ganze Menge anderer Dinge, die ihnen täglich um die Ohren schwirren. Trotzdem bleiben sie Friska Viljor, mit all ihren Stärken und Schwächen. Und wie in jeder guten Beziehung findet man im Laufe der Zeit immer wieder neue Sachen, die man am Anderen mag und entwickelt sich bestenfalls gemeinsam weiter. Friska Viljor experimentieren zum Beispiel in „My Boys“ mit Handclaps und in „Painted Myself In Gold“ mit Gastsängerin Lena Malmborg und erschaffen so aus der Summe von bewährten Elementen und ein paar neuen Einfällen das bisher wohl poppigste und unbeschwerteste Album ihrer Karriere – da macht es dann auch nichts, dass die ganz große Überraschung (wieder einmal) ausbleibt.
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