Rezension

Elvis Perkins

I Aubade


Highlights: I Came For Fire // Hogus Pogus
Genre: Psychedelic Folk
Sounds Like: Pink Floyd // Adam Green // Rufus Wainwright

VÖ: 02.10.2015

Beim Blick ins Booklet von „I Aubade“ scheint es, als habe Elvis Perkins sein Album als akustisches Suchbild konzipiert: Lichtschalter, ein „farm animal toy“, eine „Einhornpalast-Flöte“, Swarmatron – nur ein kleiner Auszug aus der langen Liste hier verwendeter Klangerzeuger, auf der aus schwer nachvollziehbaren Gründen auch die Worte „Spiegel“, „innerer Schenkelmuskel“ und „Wohnwagen“ zu finden sind. Wer die Muße hat, kann sich also in den 13 Songs auf die Suche machen, die allerdings nicht ganz leicht werden dürfte: Schon der Opener „On Rotation Moses“ fährt mutmaßlich einen Großteil des Arsenals teils exotischer Instrumente und Nicht-Instrumente auf. Im Vordergrund steht zwar eine recht konventionelle Akustikgitarre, aber dahinter knistert, rappelt, knirscht und fiept es aus allerlei Ecken. Elvis Perkins legt darauf einen halb gelallten Trip von einer Gesangsperformance, die Syd Barrett so ähnlich auch auf einem frühen Pink-Floyd-Album untergebracht hätte.

Ein Vorgehen, das programmatisch für den Rest der Platte ist: Der Sohn von Schauspiellegende Anthony Perkins (Norman Bates in Hitchcocks „Psycho“) schreibt vordergründig simple kleine Folk-Liedchen, denen er dann eine psychedelische Prägung mitgibt – durch die Instrumentierung, durch seinen Gesang und durch collageartige Klangkulissen im Hintergrund. Da muhen mal Kühe oder eine völlig neben der Tonart spielende Flöte duelliert sich – wie in „Hogus Pogus“ – mit dissonanten Synthesizern. Wenn ein Song wie „All Today“ in seiner Ungeschliffenheit dabei zunächst etwas dilettantisch anmutet, ist das völlig gewollt: Spätestens, wenn der hymnische, durch weiblichen Gesang verstärkte Refrain die zögerlichen Strophen ablöst, wird deutlich, dass hier vom holprigen Gitarrengezupfe bis zum hemmungslos schleppenden Schlagzeug alles Absicht ist.

„I Aubade“ ist eines dieser Alben, an die man sich langsam gewöhnen muss. Erst nach mehreren Hördurchläufen schälen sich aus den Schwaden von zusammengefügtem Klangmaterial Songs heraus, die dann in ihrer Schrulligkeit aber umso origineller erscheinen. Es lohnt sich also, in Elvis Perkins' Soundwelt auf die Suche zu gehen – eine Anleitung für die Schnitzeljagd liegt ja wie gesagt bei.

David Albus

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