Rezension

Element Of Crime

Fremde Federn


Highlights: Zwei Gitarren // Akkordeon // Hamburg 75
Genre: Melancholischer Pop
Sounds Like: Blumfeld // Leonard Cohen // Rio Reiser // Tom Waits

VÖ: 19.11.2010

Element Of Crime machen es einem manchmal wirklich einfach. Ohne Umwege könnte man den Weg zum Urteil der neuesten Veröffentlichung gehen. „Fremde Federn“ heißt die Zusammenstellung und bekanntermaßen soll man sich mit solchen nicht schmücken. Auch der erste Blick auf die Tracklist sorgt für Kopfschütteln. Müssen Kapitalverbrechen der Musikgeschichte wie „Last Christmas“ noch gecovert werden? Die Antwort kann nur „nein“ lauten. Dennoch muss es bei der Fülle an Songs doch auch Gutes geben? Über Can, Udo Lindenberg, den Beatles und den Bee Gees gibt es so gut wie keinerlei Stilrichtung, der man nicht den typischen Element-Of-Crime-Sound – natürlich mit Trompeteneinsatz – übergezogen hat.

Einige der Stücke, wie der Opener „Heimweh“ oder „Leider nur ein Vakuum“ wirken, als hätte es nie ein Original gegeben. Zu perfekt sind sie in das Schema eingepasst, das Element Of Crime jeweils in der Zeit der Entstehung spielten. Interessant zu hören, dass Element Of Crime 2005 genauso klingen, wie Element Of Crime 1986, wenn es um englische Coverversionen geht. „It’s All Over Now, Baby Blue“ und „You Only Tell Me That You Love Me, When You’re Drunk“ hätten auch auf "Basically Sad" veröffentlicht werden können. “I Started A Joke” erreicht nicht ganz die Qualität der Faith-No-More-Coverversion, kann aber dafür mit Ähnlichkeit zu Simon & Garfunkel punkten.

Highlights sind die Kuriositäten. Das großartige Rummellied „Hamburg 75“, bei der Andreas Dorau mitsingen darf. Das an smoothen Jazz erinnernde „Spooky“ oder das krude Can-Cover „She Brings The Rain“. Oder Stücke wie das mächtige „Zwei Gitarren“, das voller Schwere zum Absacken einlädt. Da ist sie wieder, die Melancholität des Alltages, die Element Of Crime groß machte, bevor sie mit den letzten Alben eher in die Banalität des Alltages abrutschten. Zusammen mit dem nachfolgenden „Akkordeon“ wird man schon fast wehmütig, wenn man hört, wie großartig diese Band einmal war. Kurz darauf kann man sich immerhin daran trösten, dass „Le Vent Nous Portera“ nicht ganz so übel klingt wie bei anderen Covern dieses Stückes – die Emotionalität des Originals wird wohl nie mehr erreicht werden.

Dass es bei zwanzig ausgewählten Stücken Highlights und Ausfälle gibt, ist klar. Muss man allerdings neben Großtaten wie „Akkordeon“ Langweiligkeiten wie „Blaumeise Ivonne“, „Auf der Espressomaschine“ oder Weihnachtslieder unterbringen? Auch die beiden Brecht/Weill-Adaptionen wollen nicht so richtig ihren Platz finden. Leider sind einige der Federn so schwarz, dass sie die Farbenpracht der anderen derart überschatten, dass man sich fragt: Wäre weniger nicht mehr gewesen?

Klaus Porst

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