Rezension
Does It Offend You, Yeah?
Don't Say We Didn't Warn You
Highlights: Wrestler // The Monkeys Are Coming // Broken Arms
Genre: Big Beat // SpaceProg
Sounds Like: Anti-Pop Consortium // Muse // Hadouken!
VÖ: 11.03.2011
Frage an all die Knobelköpfe, die mir Tag für Tag in der S-Bahn gegenübersitzen und ihre Sudokus lösen: Wenn Does It Offend You, Yeah? klingen wie Muse, Muse aber sagen, ihr nächstes Album werde mehr nach Does It Offend You, Yeah? klingen... – wer klingt dann wie?
Zugegeben, der Vergleich hinkt. Von den beiden englischen Bands ist die mit dem längeren Namen nach wie vor die elektronischere, vielleicht auch die progressivere. Wo sich ein Matthew Bellamy seit geraumer Zeit auserchoren fühlt, Pomp und Pathos zu verbreiten, stecken in den Jungs von DIOYY immer noch ein paar Lausebengel, die gern mit ihren Synthies durch die Lande ziehen und hier und da einen verzerrten Akustik-Böller in Briefkästen schmeißen. Dennoch zeigt das Quintett aus Reading neben einer Vorliebe für anstößige Beats mittlerweile auch eine etwas gemäßigtere Seite und verwendet mehr Gitarren denn je. Extrembeispiel: "Pull Out My Insides" dürfte viele amerikanische College-Bands in Ehrfurcht erstarren lassen vor äußerst stilsicherem Songwriting. Erstaunlich konsumierbar kommt der Vierminüter daher.
Dennoch: Es bleibt eine etwas gemäßigtere Seite. Denn im Großen und Ganzen ist "Don't Say We Didn't Warn You" eine riesige Sammlung höchst unterschiedlicher Ideen mit leichter Tendenz zum Wahnsinn. Der Opener "We Are The Dead" beginnt mit melancholischen Gitarrenklängen, um diese alsbald zu zerschreddern oder besser gesagt explodieren zu lassen, was folgen sind massige Beats à la Hadouken! und Boys Noize. Der stilistische Umschwung ist einer der gewagtesten, die man sich vorstellen kann, aber auf "Don't Say We Didn't Warn You" wird er zum Programm. Ein paar gerappte Lyrics gefällig? Bitte schön, ihr bekommt "Wondering". Oder lieber eine Ballade im Stile von And You Will Know Us The Trail Of Dead? Klar, hier habt ihr "Broken Arms". Die Liste der Referenzen ist immens lang. "Yeah" klingt wie eine überdrehte Paraphrasierung von "Knights Of Cydonia" der bereits genannten Landesgenossen von Muse: Arpeggios, verzerrte Gitarren, Space-Sounds – alles dort schon mal zu hören gewesen. Ob korrekt zitiert wurde? Scheiß drauf, hier geht es nicht um die Bundeswehr.
Das bunte Allerlei ist zugleich eine Gratwanderung, auf der sich das gesamte Album befindet. Die Ideen werden so scheinbar zufällig zusammengeworfen, dass sich selten das Gefühl einstellt, dass es wirklich passt. Zu sperrig für Pop, zu bunt für's Mittelmaß – Does It Offend You, Yeah? spielen in einer eigenen Liga. Doch einer Band das zum Vorwurf zu machen, würde nichts als Stillstand herauf beschwören. Und die Engländer selbst scheinen sich eh nicht um die Meinung Dritter zu kümmern. In "Wrestler" sagen sie, was Sache ist: Fuck you, you're wrong // Fuck you, we're right.
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