Rezension

Digitalism

I Love You, Dude


Highlights: Forrest Gump // 2 Hearts // Circles // Miami Showdown
Genre: Electro-Rock // Dance-Punk // "Electronic, indepedent Dance Music"
Sounds Like: Justice // Daft Punk // Ed Banger // LCD Soundsystem

VÖ: 17.06.2011

Tja, da läuft sie nun, die neue Digitalism. Damals – vor vier Jahren war es – da gehörten Jens Moelle und Ismail Tuefekci dank Ihres Debüt-Meisterwerks zur Speerspitze der abgefeierten Disco-Punk/Electro-Rock-Bewegung, die Ed Banger und Kitsuné zu den Trendsettern im Jahre 2007 und ja sogar noch 2008 machte. „Idealism“ war ein beispielhaftes Feuerwerk aller Elemente, die dieses Genre ausmachten. Aggression, Gitarren und eine volle Schippe Atzen-Faktor wurde über den für viele unattraktiven, in die Jahre gekommenen großen Bruder House geschüttet. Und die Meute tanzte.

Im Jahr 2011 tanzt die Meute immer noch – lediglich die Musik ist eine andere. Denn für viele, gerade Rock-affine Hörer haben Ed Banger und Kitsuné den House wieder attraktiv gemacht, der sich in den Folgejahren zusätzlich in diverse Richtungen weiterentwickelte. Derweil laborieren Justice und Co noch an den Nachwehen ihrer monatelangen Party. Die Gäste sind weg, nur noch ein paar völlig Abgeschossene kauern auf der Couch, zwischen leeren Vodka-Pullen, zerquetschten Red-Bull-Dosen und kleinen Plastiktütchen. Ausgerechnet in diesem Moment raffen sich Jens Moelle und Ismail Tuefekci auf und nehmen ihr zweites Album auf. „I Love You, Dude“ aber kann doch nur scheitern, im besten Fall eine mittelmäßige Kopie des Erstlings sein, denkt man sich.

Tatsächlich nutzen Digitalism die bekannten Eckpfeiler, die schon zuvor – und nicht nur ihnen – eine Menge Erfolg beschert haben. Vieles auf „I love You, Dude“ erinnert immer wieder an „Idealism“. „Blitz“ klingt wie eine nicht ganz so poppige und hittaugliche Version des Übertracks „Zdarlight“ und, keine Frage, „Stratosphere“ hätte mit seinem bis in die Unkenntlichkeit verzerrten Bass vor vier Jahren jeden Club zum Kochen gebracht. Und heute? Das bleibt abzuwarten. Sicher werden die Tracks, die die Stimmung auf der Electro-Bratz-Welle vor vier Jahren konservieren, immer wieder gespielt und hier und da auch gefeiert werden.

Das eigentlich Interessante an der sehr heterogenen Platte sind die anderen Töne. „2 Hearts“ und „Circles“ stehen Pate für diese Tracks. Während bisher immer Electro-Rock angesagt war, spielen hier ruhigere, indielastigere Tendenzen mit herein. „2 Hearts“ ist definitiv ein Sommerhit, der an niemand geringeren als die Killers zu „Hot Fuzz“-Zeiten erinnert. Dennoch: bahnbrechend ist „I love you, Dude“ ganz sicher nicht. Wenn man aber das Ergebnis mit den vorher aufgestellten Erwartungen abgleicht, ist doch ein solides nettes Album heraus gekommen, das sicher die ein oder andere durchtanzte Nacht begleiten wird.

Andreas Peters

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