Rezension
Depeche Mode
Spirit
Highlights: Scum // So Much Love // You Move
Genre: Synthpop // Elektro // Synthrock
Sounds Like: Dave Gahan // Martin Gore // UNKLE // Hurts // Trentemøller
VÖ: 17.03.2017
Eine Frage, die sich die Dinosaurier der Musikgeschichte wohl gefallen lassen müssen: Braucht es nach mehreren Jahrzehnten Historie überhaupt noch Neues? In diesem Fall sind Depeche Mode die Akteure und rückblickend muss wohl für die letzten beiden Alben gesagt werden: Notwendig war das nicht. Zu beliebig und austauschbar die Songs, zu wenig Hitpotential in den meist lauwarmen Midtempostücken, die sich wie graue Mäuse irgendwo in der Diskografie verstecken. „Spirit“ schickt sich nun an, dem Trend sinkender musikalischer Relevanz etwas entgegen zu setzen und tut dies mit einem Thema, was nicht ohne ist: Politik. Gerade hier kann es schnell mal heikel werden.
„Spirit“, aufgenommen zwischen Brexit und Trumpwahl, hat dann auch gleich mal einige Ansagen dabei, die nicht jedem gefallen dürften. „Going Backwards“ eröffnet mit diesen Zeilen: “We are not there yet // We have not evolved // We have no respect // We have lost control // We're going backwards // Ignoring the realities // Going backwards // Are you counting all the casualties?”. Es mag zwar lyrisch nicht besonders anspruchsvoll sein, was Depeche Mode hier postulieren, der Inhalt jedoch ist eine Ansage, in Zeiten der Rückbesinnung auf Nationalistisches. „Where’s The Revolution?“ fragt die Band dann auch gleich im nächsten Titel. Irgendwer muss doch mal aufstehen gegen die aktuellen Trends. „The train is coming, come on board“ heißt es dazu in den Zeilen. Ob das auch in dem Land Gehör findet, über das es einst hieß, dass sich die Bewohner erst einmal eine Fahrkarte kaufen, wenn es eine Revolution im Bahnhof gibt? Man wird sehen.
Stilistisch hat sich darüber hinaus auch so einiges getan. Zum ersten Mal arbeitete man mit dem Produzenten James Ford zusammen (u.a. Foals, Arctic Monkeys und Florence & The Machine). „Poison Heart“ klingt sogar sehr dreist nach „AM“ der genannten Arctic Monkeys. „Spirit“ ist darüber hinaus zum Thema passend streckenweise rauer und angriffslustiger („Scum“, „Poorman“) und mit „So Much Love“ hat man sogar einen potentiellen Stadionhit, denn es bedient sich stark bei „A Question Of Time“. Das Rad und auch sich erfinden die Briten dabei natürlich nicht neu, denn alles bewegt sich im gewohnten Rahmen. Dennoch ist „Spirit“ ein Album, welches sich nicht verstecken muss und nach einiger Zeit wieder durchweg überzeugt.
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